Der Hamburger Christopher Street Day hat gestern alle Erwartungen übertroffen. Mit 260.000 Teilnehmenden wurde ein neuer Rekord aufgestellt – fast doppelt so viele Menschen wie im Vorjahr feierten bei sommerlichen Temperaturen in der Hansestadt. Die bunte Demonstration für die Rechte von LGBTQ+-Personen zog vom Jungfernstieg durch die Innenstadt bis zur Hauptbühne auf dem Spielbudenplatz.
«Noch nie waren so viele Menschen beim CSD in Hamburg dabei», erklärt Nicole Schaening vom Hamburg Pride e.V. «Das zeigt, wie wichtig es ist, sichtbar zu sein in Zeiten, in denen queere Rechte wieder stärker infrage gestellt werden.» Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf trotz der Menschenmassen.
Als ich durch die Demonstrierenden ging, traf ich auf Familien mit Kindern, ältere Paare und junge Aktivisten. Besonders bewegend fand ich die Geschichte von Klaus (72), der seit den Anfängen des CSD in Hamburg dabei ist: «Damals waren wir nur eine Handvoll Leute und wurden angefeindet. Heute feiern Hunderttausende mit uns.»
Auch politisch setzte die Veranstaltung klare Zeichen. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher betonte in seiner Rede: «Vielfalt gehört zu Hamburg wie das Wasser zur Elbe.» Besondere Aufmerksamkeit bekam die Forderung nach einem besseren Selbstbestimmungsgesetz und mehr Schutz für queere Geflüchtete.
Die Rekordbeteiligung beim Hamburger CSD steht im Kontrast zu den zunehmenden Angriffen auf queere Menschen, die bundesweit um 14 Prozent gestiegen sind. Die starke Präsenz auf den Straßen zeigt jedoch: Die Community und ihre Unterstützer lassen sich nicht einschüchtern. Was bleibt, ist die Frage, wie dieser Schwung in den Alltag übertragen werden kann.