Mitten in Hamburg genießen die Menschen seit dem Frühjahr einen völlig neuen Stadtraum. Die Max-Brauer-Allee in Altona Altstadt ist kaum wiederzuerkennen: Wo früher täglich 22.000 Autos vorbeidonnerten, flanieren heute Fußgänger, radeln Familien und sitzen Anwohner bei Kaffee und Kuchen. Diese Transformation wurde nun mit dem Deutschen Fahrradpreis 2025 ausgezeichnet.
Vor Ort erlebe ich eine Atmosphäre, die in deutschen Großstädten noch selten zu finden ist. Zwischen neuen Bäumen und breiten Radwegen erzählt mir die Anwohnerin Sabine Werner: «Früher habe ich meine Fenster wegen des Lärms kaum geöffnet. Heute höre ich Vogelgezwitscher und Kinderlachen.» Die Umgestaltung hat mehr gebracht als nur Verkehrsberuhigung – sie hat ein Stück Lebensqualität zurückgegeben.
Das Besondere am Altonaer Modell: Der Umbau erfolgte in enger Abstimmung mit den Gewerbetreibenden vor Ort. «Anfangs waren wir skeptisch», gibt Bäckermeister Thomas Scholz zu, «aber unsere Umsätze sind sogar gestiegen, weil die Menschen nun gerne verweilen.» Die Zahlen geben ihm recht: Die Fußgängerfrequenz stieg um 40 Prozent, während der Autoverkehr um 65 Prozent zurückging.
Als ich vor einigen Jahren über die ersten Planungen berichtete, war die Skepsis noch groß. Heute sehe ich, wie solche Projekte das urbane Leben verändern können. Hamburg könnte damit zum Vorbild werden – nicht nur für andere deutsche Städte, sondern europaweit. Die Frage bleibt: Wann folgen weitere Straßen diesem Beispiel?