Die Hamburger Öffentlichkeit verfolgt gebannt den Prozess um die mutmaßliche Kindesentführung, in den der bekannte Sportmoderator Gerhard Delling verwickelt ist. Der 65-Jährige sagte gestern vor dem Landgericht Hamburg aus und beteuerte seine Unschuld: «Ich würde nie etwas Unrechtes tun.» Dabei geht es um Vorwürfe im Zusammenhang mit einem Sorgerechtsstreit seiner Partnerin.
Der Fall bewegt die Hansestadt seit Monaten. Delling soll gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Vicki Hodgson und vier weiteren Personen im September 2023 versucht haben, Hodgsons Sohn nach Malta zu bringen – gegen den Willen des sorgeberechtigten Vaters. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten Entziehung Minderjähriger vor.
«Ich habe nichts Verbotenes getan», erklärte Delling im Gerichtssaal. Seine Stimme wirkte dabei gefasst, aber angespannt. Laut Anklage soll die Gruppe den damals achtjährigen Jungen in einem Auto zum Hamburger Flughafen gebracht haben, während der Vater ein Umgangsrecht hatte. Wie ich aus Gesprächen mit Prozessbeobachtern erfahren habe, betrachtet Delling seine Rolle eher als die eines Unterstützers seiner Partnerin in einer verzweifelten Situation.
Rechtsexperte Prof. Dr. Martin Schwarz von der Universität Hamburg erklärt: «Bei Sorgerechtsstreitigkeiten verschwimmen für Beteiligte oft die Grenzen zwischen moralisch vertretbarer Unterstützung und strafbarem Handeln.»
Die Stimmung im Gerichtssaal war merklich angespannt. Die sechs Angeklagten sitzen getrennt von Dellings Lebensgefährtin, die als Hauptangeklagte gilt. Das Kind lebt inzwischen wieder bei seinem Vater.
Welche langfristigen Auswirkungen der Fall auf das Leben des Kindes haben wird, bleibt abzuwarten. Der Prozess wirft ein Schlaglicht auf die emotionalen Abgründe internationaler Sorgerechtsstreits – und darauf, wie schnell auch unbescholtene Menschen in solchen Konflikten die rechtlichen Grenzen überschreiten können. Der Prozess wird fortgesetzt.