Die Hamburger Kulturszene steht vor tiefgreifenden Herausforderungen. Was einst als pulsierende Metropole galt, wird zunehmend als Ort wahrgenommen, der unter seiner eigenen Perfektion leidet. Lokale Künstler beklagen den Verlust authentischer Freiräume, während Investoren Luxusimmobilien in die Höhe ziehen. Laut einer aktuellen Erhebung der Handelskammer sind die Mietpreise für Kulturräume in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 46 Prozent gestiegen.
«Hamburg hat sich selbst musealisiert», kritisiert Theaterregisseurin Jana Mertens bei einem Gespräch im Schanzenviertel. «Wir brauchen keine weiteren durchgestylten Viertel, sondern Räume, in denen noch Entwicklung stattfinden kann.»
Tatsächlich erlebe ich bei meinen Streifzügen durch die Stadt einen merkwürdigen Kontrast: Die HafenCity glänzt mit spektakulärer Architektur, doch die kulturelle Lebendigkeit, die Hamburg einst auszeichnete, scheint dort nicht anzukommen. Aus Gesprächen mit Kreativen höre ich immer häufiger von Abwanderungsplänen nach Leipzig oder Berlin.
Besonders kritisch sieht es für freie Musik- und Theatergruppen aus. Die Stadt fördert zwar prestigeträchtige Institutionen wie die Elbphilharmonie, doch die Basis bröckelt. «Mit jedem geschlossenen Club oder Proberaum verliert Hamburg ein Stück seiner kulturellen DNA», warnt Kultursenator Carsten Brosda.
In meinen fast zwanzig Jahren als Berichterstatterin habe ich viele Städte erlebt, die ähnliche Entwicklungen durchmachten. Hamburg steht nun an einem Wendepunkt: Wird die Stadt zur reinen Hochglanz-Destination oder findet sie zu ihrer kreativen Wurzeln zurück?
Die Antwort liegt nicht allein bei der Politik, sondern bei allen Hamburgerinnen und Hamburgern. Werden sie aufbegehren und neue Freiräume erkämpfen? Der Geist einer Stadt lässt sich nicht planen – aber ersticken kann man ihn leicht. An dieser Frage wird sich Hamburgs kulturelle Zukunft entscheiden.