In Hamburg kennt fast jeder die Situation: Wohnungssuche bedeutet Stress, Konkurrenz und oft Ernüchterung. Deshalb schauen viele gespannt auf den neuen Mietenspiegel, der heute veröffentlicht wurde. Die Zahlen überraschen: Im Durchschnitt stiegen die Mieten um 3,6 Prozent in den letzten zwei Jahren – deutlich weniger als befürchtet.
„Das ist ein Lichtblick», sagt Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein. „Die Maßnahmen zur Mietpreisbremse und unser kontinuierlicher Wohnungsneubau zeigen Wirkung.» Die Realität spüre ich jedoch bei meinen Recherchen vor Ort anders: In beliebten Vierteln wie Eimsbüttel oder Ottensen zahlen Neumieter oft weit mehr als der Spiegel ausweist.
Besonders betroffen sind Studierende und Geringverdiener. Der 23-jährige Finn aus Barmbek erzählt mir: „Ich suche seit vier Monaten eine bezahlbare Wohnung. Unter 15 Euro pro Quadratmeter finde ich kaum etwas.» Die offiziellen Zahlen spiegeln diese Erfahrungen kaum wider.
Die Mietervereine der Stadt bleiben skeptisch. „Der moderate Anstieg im Mietenspiegel täuscht«, warnt Marielle Eifler vom Hamburger Mieterverein. „Er erfasst nur bestehende Mietverhältnisse der letzten vier Jahre, nicht die explodierenden Neumieten.»
Für die Zukunft plant der Senat weitere 10.000 Wohneinheiten jährlich. Doch ob das ausreicht? Als ich letzte Woche eine Wohnungsbesichtigung in Winterhude besuchte, standen 87 Interessenten für eine 65-Quadratmeter-Wohnung Schlange.
Die Zahlen sind also besser als erwartet – ein Grund zum Durchatmen, aber kein Anlass zum Jubeln. Für viele Hamburgerinnen und Hamburger bleibt die Wohnungssuche ein Kraftakt. Die entscheidende Frage bleibt: Wann kommen bezahlbare Wohnungen auch dort an, wo sie am dringendsten gebraucht werden?