In Hamburg gibt es seit dieser Woche ein neues Konzept gegen Obdachlosigkeit. Die «Hamburger Strategie 2024» soll den rund 1.900 Menschen, die in der Hansestadt auf der Straße leben, schneller und effektiver helfen. Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) stellte das Programm am Mittwoch vor und bezeichnete es als «Paradigmenwechsel». Erstmals werden dabei Wohnraumbeschaffung und soziale Betreuung systematisch verzahnt.
«Wir müssen aufhören, Menschen erst durch verschiedene Hilfsangebote zu schleusen, bevor sie eine Wohnung bekommen», erklärte Schlotzhauer bei der Pressekonferenz. Das neue Konzept setzt auf den «Housing First»-Ansatz, der in Finnland bereits Erfolge zeigt: Obdachlose erhalten zuerst eine eigene Wohnung – ohne Vorbedingungen – und anschließend Unterstützung bei sozialen Problemen.
Die Stadt stellt dafür 15 Millionen Euro bereit. Davon fließen 8 Millionen in neue Wohnprojekte und 7 Millionen in begleitende Betreuungsangebote. In den kommenden zwei Jahren sollen 300 zusätzliche Wohnungen für ehemals Obdachlose entstehen.
Bei meinen Recherchen in der Hamburger Innenstadt fällt mir auf, wie skeptisch einige Betroffene sind. «Schöne Pläne gab’s schon viele», sagt Klaus (53), der seit vier Jahren auf der Straße lebt. «Aber an bezahlbare Wohnungen kommt unsereiner kaum ran.»
Auch Hilfsorganisationen begrüßen zwar die Initiative, mahnen aber zur Eile. «Der Winter steht vor der Tür, da braucht es jetzt schnelle Lösungen», betont Andrea Hniopek von der Obdachlosenhilfe «Hinz&Kunzt». Mehr dazu auf der Webseite des Hamburger Senats.
Die Strategie könnte zum Modell für andere Großstädte werden. Entscheidend wird sein, ob genügend Vermieter mitmachen und ob die psychosoziale Betreuung ausreichend finanziert bleibt. Wird Hamburg seinem Ruf als soziale Stadt gerecht? Die nächsten Monate werden es zeigen.