In Hamburgs eleganten Bezirken wie der Hafencity wird wieder über olympische Ringe diskutiert. Nach dem gescheiterten Referendum von 2015 will der Senat einen neuen Anlauf für die Sommerspiele 2040 wagen. Sportsenator Andy Grote (SPD) spricht von einem «völlig anderen Konzept» mit deutlich geringeren Kosten. Rund 55 Prozent der Hamburger befürworten laut einer aktuellen Umfrage diese Idee – doch Experten mahnen zur Vorsicht.
«Bei Olympia-Bewerbungen werden die Kosten fast immer unterschätzt und der Nutzen überschätzt», erklärt Sportökonom Wolfgang Männig von der Universität Hamburg. Ich traf ihn gestern in seinem Büro, wo er mir anhand früherer Olympiahosts demonstrierte, dass die Ausgaben im Durchschnitt um 172 Prozent über den ursprünglichen Planungen lagen.
Das neue Hamburger Konzept setzt auf bestehende Sportstätten und temporäre Bauten. Keine Olympiahalle, kein Olympiastadion – stattdessen Beachvolleyball am Elbstrand und Rudern auf der Alster. «Nachhaltig und kostengünstig» nennt es Bürgermeister Peter Tschentscher, der die «positive Strahlkraft für Hamburg» hervorhebt.
Doch Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard gibt zu bedenken: «Wir müssen ehrlich über die Investitionen sprechen, die trotzdem nötig werden.» Die Stadt rechnet mit Kosten von etwa 2,5 Milliarden Euro für notwendige Infrastruktur.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich viele Großprojekte begleitet – vom Stuttgarter Bahnhof bis zur Elbphilharmonie. Die anfängliche Euphorie wich oft der Ernüchterung, wenn Budgets explodierten.
Bürgerinitiativen formieren sich bereits. «Statt Milliarden für ein zweiwöchiges Sportfest auszugeben, sollten wir in Bildung und bezahlbaren Wohnraum investieren», fordert Matthias Bartke von der Initiative «Hamburg für alle«. Eine berechtigte Frage: Braucht eine Stadt mit Wohnungsnot und Verkehrsproblemen wirklich olympischen Glanz?
Die Entscheidung liegt wieder bei den Bürgern. 2026 soll ein Referendum stattfinden. Bis dahin bleibt Zeit für eine kritische Debatte: Was kostet uns der olympische Traum wirklich – und was bekommen wir dafür?