Die Radwege in Hamburg wachsen langsamer als versprochen. Bis 2025 wollte der rot-grüne Senat 100 Kilometer neue Velorouten bauen – doch nach vier Jahren sind erst 36 Kilometer fertig. Besonders auf den großen Verkehrsachsen wie der Elbchaussee oder der Max-Brauer-Allee fehlen sichere Radwege, während 82.000 Hamburgerinnen und Hamburger täglich mit dem Rad zur Arbeit pendeln.
Die Stadt steht vor einem Dilemma: Einerseits möchte sie den Radverkehr fördern, andererseits fehlt es an konsequenter Umsetzung. «Wir könnten deutlich schneller vorankommen, wenn der politische Wille da wäre«, sagt Dirk Lau vom ADFC Hamburg. Er kritisiert besonders das Festhalten an Parkplätzen zulasten von Radwegen.
Als ich letzte Woche auf dem Weg zu einem Interview am Hafen unterwegs war, musste ich mehrfach zwischen Straße und Gehweg wechseln – typisch für Hamburgs lückenhaftes Radwegenetz. Die Verkehrsbehörde verweist auf bürokratische Hürden und Abstimmungsprozesse, die den Ausbau verzögern.
Der Radverkehrsanteil in Hamburg liegt bei 19 Prozent – das ist zwar mehr als in München (15%), aber deutlich weniger als in fahrradfreundlichen Städten wie Kopenhagen (49%). Die jährlichen Investitionen von 50 Millionen Euro für den Radverkehr scheinen beachtlich, machen jedoch nur einen Bruchteil des Gesamtverkehrsetats aus.
Ob Hamburg seine Klimaziele im Verkehrssektor erreichen kann, hängt maßgeblich vom Ausbau der Radinfrastruktur ab. Die entscheidende Frage bleibt: Ist die Stadt bereit, dem Auto Platz zugunsten des Fahrrads wegzunehmen? Eine Antwort, die nicht nur Verkehrsplaner, sondern alle Hamburgerinnen und Hamburger betrifft.