In Hamburgs Straßen entfaltet sich eine stille Revolution. Immer mehr Kunstwerke im öffentlichen Raum verändern das Stadtbild und machen aus Hamburg ein riesiges Freilichtmuseum. Laut aktueller Zahlen der Kulturbehörde sind es mittlerweile über 300 offizielle Kunstwerke, dazu kommen zahllose Street-Art-Arbeiten. Ein Phänomen, das Menschen aus aller Welt anzieht.
«Die Grenzen zwischen Kunst und Alltag verschwimmen in Hamburg», erklärt Kunsthistorikerin Claudia Wegner, während sie auf ein gewaltiges Wandgemälde an der Schanze deutet. Seit dem erfolgreichen Programm «Kunst im öffentlichen Raum» hat sich das Interesse an urbaner Kunst vervielfacht. Die Zahlen sprechen für sich: Die kostenlose Street-Art-App der Stadt wurde bereits 50.000 Mal heruntergeladen.
Besonders beliebt sind die monumentalen Wandmalereien in Wilhelmsburg, die im Rahmen des «Knotenpunkt»-Projekts entstanden sind. Hier haben internationale Künstler:innen Hauswände in beeindruckende Kunstwerke verwandelt. «Diese Werke sprechen eine universelle Sprache», sagt Tobias Kramer, Leiter des Projekts.
Bei meinen Touren durch die Stadt fällt mir immer wieder auf, wie unterschiedlich die Reaktionen der Passanten sind. Manche bleiben minutenlang stehen, andere huschen vorbei, ohne die Kunst überhaupt wahrzunehmen. Ein Mädchen vor einer Installation in der HafenCity fragte mich neulich: «Ist das echt oder nur zum Angucken da?» Eine Frage, die zum Kern der Sache führt.
Die Diskussion um den Wert öffentlicher Kunst ist in vollem Gange. Während die Kulturbehörde weitere Projekte plant, kritisieren manche die Kosten. Doch die positive Resonanz überwiegt. Die Kunstwerke werden mehr und mehr Teil der Hamburger Identität.
Was bedeutet diese Entwicklung für die Zukunft? Hamburg könnte sich als europäische Hauptstadt der Straßenkunst etablieren. Die nächste Kunstmeile entsteht bereits in Altona. Und vielleicht liegt gerade in dieser Verbindung von Alltag und Kunst das Besondere: In Hamburg muss man kein Museum betreten, um Kunst zu erleben – man begegnet ihr auf dem Weg zum Bäcker.
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