Der Hamburger Hafen macht sich fit für die Zukunft: Mit der größten Hafenerweiterung seit Jahrzehnten reagiert die Hansestadt auf den globalen Trend zu immer größeren Containerschiffen. Ab 2026 soll die sogenannte Westerweiterung beginnen, die den wichtigsten deutschen Seehafen konkurrenzfähig halten soll. Insgesamt 1,8 Milliarden Euro will die Stadt in das Großprojekt investieren, das den Hafenbetreibern mehr Flexibilität bei wachsenden Schiffsgrößen ermöglichen soll.
Die Westerweiterung umfasst vor allem einen komplett neuen Containerterminal mit tieferen Liegeplätzen für moderne Mega-Carrier. «Wir müssen heute für die Schiffe von morgen planen», erklärt Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard bei der Präsentation des Projekts. «Wer im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss vorausschauend investieren.»
Die Notwendigkeit dafür zeigen aktuelle Zahlen: Die durchschnittliche Größe der Containerschiffe hat sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Die neuesten Schiffsgeneration kann bis zu 24.000 Container transportieren – eine Ladung, die aneinandergereiht eine Strecke von Hamburg bis München füllen würde.
Doch die Erweiterung ist umstritten. Umweltverbände kritisieren die geplante Versiegelung zusätzlicher Flächen und die erwartete Zunahme des Schwerlastverkehrs. «Der Hafen braucht nicht mehr Fläche, sondern intelligentere Logistik», sagt Robert Meyer vom BUND Hamburg.
Als ich vergangene Woche über die Köhlbrandbrücke fuhr, wurde mir die Dimension des Vorhabens bewusst. Unter mir die riesigen Containerschiffe, die heute schon kaum Platz in den engen Hafenbecken finden. Die Westerweiterung wird das Gesicht dieser traditionsreichen Hafenstadt deutlich verändern.
Die Erweiterung soll Hamburg im harten Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen stärken. Ob das Milliardenprojekt den erhofften wirtschaftlichen Schub bringt, wird sich erst in Jahren zeigen. Die Frage bleibt: Ist größer immer besser – oder sollten wir über andere Wege nachdenken, den Hamburger Hafen zukunftsfähig zu machen?