Der letzte Schritt ist oft der schwerste. Für die Füchse Berlin könnte dieser Spruch bald Vergangenheit sein. Nach Jahren des knappen Scheiterns stehen die Hauptstädter endlich vor ihrem ersten Meistertitel in der Handball-Bundesliga. Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten SC Magdeburg beträgt drei Spieltage vor Saisonende vier Punkte – die Champagnerflaschen werden bereits kaltgestellt.
«Wir haben es jetzt selbst in der Hand», erklärt Mathias Gidsel mit einem Lächeln, das die Anspannung nur teilweise verbergen kann. Der dänische Superstar ist das Herzstück des Berliner Erfolgs. Mit durchschnittlich 8,2 Toren pro Spiel sprengt er alle Statistiken und hat die Defensive gegnerischer Mannschaften reihenweise zur Verzweiflung gebracht. Beim entscheidenden Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen am vergangenen Wochenende zeigte er wieder seine Extraklasse: 11 Tore, 4 Assists und zahllose Momente, in denen die 9.000 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle den Atem anhielten.
Trainer Jaron Siewert, mit 29 Jahren selbst noch erstaunlich jung, hat aus den individuellen Talenten eine echte Einheit geformt. «Was diese Mannschaft auszeichnet, ist der unbedingte Wille, füreinander zu kämpfen», sagt Siewert. «Früher haben wir oft die engen Spiele verloren, heute gewinnen wir sie.» Die Entwicklung der Berliner Abwehr ist dabei fast noch beeindruckender als der Angriff. Mit nur 26,8 Gegentoren pro Partie stellen sie die zweitbeste Defensive der Liga.
Der Weg zum Titel ist für die Füchse dennoch kein Selbstläufer. Mit dem THW Kiel wartet am vorletzten Spieltag noch ein echter Härtetest. Die Kieler, aktuell auf dem ungewohnten vierten Tabellenplatz, werden alles daran setzen, den Berlinern ein Bein zu stellen. Zudem hat Verfolger Magdeburg den leichteren Restspielplan.
Sollte Berlin tatsächlich den Titel holen, wäre es eine kleine Sensation. Seit 2012 haben nur drei Vereine die Meisterschaft gewonnen: Kiel, Flensburg und Magdeburg. Die Dominanz der etablierten Kräfte zu durchbrechen, wäre nicht nur für den Hauptstadtclub ein Triumph, sondern auch für die Attraktivität der Liga insgesamt. Die Fans in Berlin jedenfalls träumen bereits vom ersten Meistertitel – und vom Champions-League-Ticket, das damit verbunden wäre. Der letzte Schritt ist oft der schwerste. Aber manchmal eben auch der schönste.