Die Szene lässt jedem Handballfan das Blut in den Adern gefrieren. Im Champions-League-Halbfinale zwischen dem SC Magdeburg und Paris Saint-Germain verstummt die ausverkaufte Getec-Arena schlagartig. Nikola Karabatic, die lebende Legende des Handballs, liegt schreiend am Boden. Bei einem Tempogegenstoß in der 47. Minute knickt sein rechtes Knie unnatürlich weg – ein Moment, den ich kaum mitansehen konnte.
„Das sieht überhaupt nicht gut aus», kommentiert Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar sichtlich betroffen am Mikrofon. „So etwas wünscht man keinem Spieler, schon gar nicht einem, der eigentlich seine Karriere nach dieser Saison beenden wollte.» Tatsächlich sollte das Final Four in Köln Karabatics großer Abschiedsauftritt werden. Der 41-jährige Franzose, der in seiner einzigartigen Karriere dreimal Olympiagold und viermal den WM-Titel holte, wollte sich mit dem Champions-League-Pokal verabschieden.
Die Diagnose kommt am späten Abend und bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: Kreuzbandriss und Meniskusschaden. PSG-Trainer Raul Gonzalez zeigt sich fassungslos: „Es ist eine Tragödie für Nikola und unseren Sport. Er hat dem Handball so viel gegeben.» Die Verletzung überschattet den überraschend deutlichen 34:27-Sieg der Magdeburger, die nun im Finale auf den FC Barcelona treffen.
Was bleibt, ist die Frage nach Karabatics Zukunft. Wird er noch einmal zurückkehren oder ist dies das ungewollte Ende einer glorreichen Karriere? Die Handball-Welt hält den Atem an. In den sozialen Medien überschlagen sich die Genesungswünsche unter dem Hashtag #ForceBaticNico. Die Szenen erinnern mich an die schwere Verletzung von Magnus Wislander 2005, die ebenfalls ein Karriereende bedeutete. Aber vielleicht schreibt Karabatic ja noch einmal Geschichte – mit einem Comeback, das niemand für möglich hielt.