Während die Herren-Bundesliga wie gewohnt die Schlagzeilen dominiert, vollzieht sich im deutschen Frauenfußball gerade ein bemerkenswerter Wandel. Mit Heleen Jaques hat die SGS Essen als erster Bundesligist eine Cheftrainerin verpflichtet – und das in einer Liga, die bislang fest in männlicher Hand war. Die 36-jährige Belgierin bricht damit nicht nur eine Glasdecke, sondern setzt auch ein deutliches Zeichen für die Zukunft des Frauenfußballs.
Was auf den ersten Blick wie eine simple Personalentscheidung wirkt, könnte sich als Wendepunkt erweisen. «Frauen müssen in Führungspositionen sichtbarer werden», sagte Jaques bei ihrer Vorstellung. Die ehemalige belgische Nationalspielerin bringt nicht nur 98 Länderspiele mit, sondern auch eine klare Vision: «Ich will zeigen, dass Frauen genauso kompetent coachen können wie Männer.«
Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein. Die Aufmerksamkeit für den Frauenfußball wächst rasant. Die EM 2022 brach Zuschauerrekorde, Übertragungsrechte werden teurer, Sponsoren entdecken das Potenzial. In dieser Dynamik setzt Essen mit der Jaques-Verpflichtung ein starkes Statement. «Wir haben uns bewusst für Heleen entschieden, weil sie fachlich überzeugt hat – nicht weil sie eine Frau ist», betont Essens Sportdirektor Markus Högner.
Auffällig ist dabei der Unterschied zwischen Deutschland und anderen Ländern. In England und den USA sind Trainerinnen im Profifußball der Frauen längst Normalität. «Deutschland hinkt hier noch hinterher«, erklärt Fußballexpertin Anna Kraft. «Die Verpflichtung von Jaques könnte ein wichtiger Katalysator sein, der andere Vereine zum Umdenken bewegt.»
Die ersten Trainingseinheiten zeigen: Jaques bringt frischen Wind nach Essen. Ihre direkte Kommunikation und ihr taktisches Verständnis kommen bei den Spielerinnen gut an. «Sie spricht unsere Sprache, versteht genau, wie wir uns auf dem Platz fühlen», schwärmt Mittelfeldspielerin Annalena Rieke.
Ob dieser Kulturwandel auch Früchte trägt, muss die Saison zeigen. Doch eines ist jetzt schon klar: Mit Heleen Jaques hat der deutsche Frauenfußball eine Pionierin gewonnen, die beweisen will, dass Kompetenz keine Geschlechterfrage ist. Und vielleicht schauen wir in ein paar Jahren zurück und erkennen: In Essen begann damals eine neue Ära.