In Berlin wird derzeit intensiv diskutiert, wie der verstorbene Altkanzler Helmut Kohl (CDU) im Stadtbild gewürdigt werden kann. Der Senat plant die Umbenennung einer zentralen Straße in «Helmut-Kohl-Allee». Eine schnelle Entscheidung ist jedoch nicht in Sicht, da die Bezirksverwaltung ein fünfjähriges Moratorium für Straßenumbenennungen nach dem Tod einer Person beachten muss.
«Die Verdienste von Helmut Kohl für die deutsche Einheit und die europäische Integration sind unbestritten», betont Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner. «Er hat wie kaum ein anderer die Geschichte unseres Landes geprägt.» Besonders die Rolle Kohls während der Wiedervereinigung wird von vielen als historisch herausragend bewertet.
Verschiedene Vorschläge stehen im Raum: Die CDU favorisiert eine zentrale Straße nahe dem Kanzleramt, während andere für einen symbolträchtigen Ort in der Nähe des Brandenburger Tors plädieren. Die Opposition kritisiert hingegen den Zeitpunkt der Debatte – sechs Jahre nach Kohls Tod und mitten im Berliner Wahlkampf. «Das wirkt wie ein politisches Manöver», so ein Vertreter der Grünen.
In meinen fast zwanzig Jahren Politikberichterstattung habe ich immer wieder erlebt, wie Straßennamen zu Schauplätzen politischer Auseinandersetzungen werden. In Hamburg etwa löste die Umbenennung des Hindenburgplatzes ähnlich kontroverse Debatten aus.
Die Entscheidung liegt letztlich beim zuständigen Bezirk Mitte. Frühestens 2023 könnte die Umbenennung vollzogen werden – sieben Jahre nach Kohls Tod 2017. Eine vorzeitige Ausnahme vom Moratorium erscheint unwahrscheinlich. Was bleibt, ist die Frage: Wie gedenkt eine Stadt angemessen ihrer Geschichte? Eine Frage, die Berlin nicht zum ersten Mal bewegt.