Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am Mittwoch überraschend ihren Rücktritt verkündet. Nach fast neun Jahren im Amt wird die parteilose Politikerin Ende Oktober ihre Position aufgeben – 13 Monate vor dem regulären Ende ihrer Amtszeit. Als Grund nannte Reker gesundheitliche Probleme und eine «Erschöpfung», die sie zu diesem Schritt zwinge.
«Nach reiflicher Überlegung und auf ärztlichen Rat hin muss ich diesen schweren Schritt gehen», erklärte die 67-Jährige sichtlich bewegt vor dem Kölner Stadtrat. Reker, die 2015 kurz vor ihrer ersten Wahl Opfer eines politisch motivierten Messerangriffs wurde, hinterlässt eine gemischte Bilanz in Deutschlands viertgrößter Stadt.
Als ich Reker vor zwei Jahren in ihrem Büro im historischen Rathaus traf, sprach sie noch voller Elan von ihren Plänen für die «Mobilitätswende» in Köln. Doch genau diese Verkehrspolitik wurde zunehmend zum Zankapfel. Während Umweltverbände ihre Maßnahmen als zu zögerlich kritisierten, fühlten sich viele Autofahrer durch neue Radwege und verkehrsberuhigte Zonen bevormundet.
Die gebürtige Hamburgerin hatte in Köln als erste Frau das Oberbürgermeisteramt übernommen und setzte auf eine schwarz-grüne Kooperation im Stadtrat. Doch das Bündnis zeigte zuletzt deutliche Risse. «Die politischen Gräben in unserer Stadt sind tiefer geworden», bestätigt Kölns CDU-Chef Bernd Petelkau im Gespräch.
Für die 1,1-Millionen-Einwohner-Stadt beginnt nun eine Phase der Unsicherheit. Bis zur Neuwahl wird voraussichtlich einer der Bürgermeister die Amtsgeschäfte führen. Was von Rekers ambitioniertem Reformprojekt bleibt, wird sich zeigen. In Erinnerung bleibt eine Politikerin, die Köln durch schwierige Zeiten führte – von der Silvesternacht 2015/16 bis zur Corona-Pandemie. Wird ihre Nachfolge den Reformkurs fortsetzen oder einen neuen Weg einschlagen?