In den tschechischen Grenzregionen zu Deutschland häufen sich seit einigen Wochen besorgniserregende Fälle von Hepatitis A. Was zunächst als lokaler Ausbruch erschien, hat mittlerweile die tschechischen Behörden veranlasst, offiziell Alarm zu schlagen. Allein im Bezirk Karlsbad wurden bereits über 30 Erkrankungen registriert – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren, als die Region kaum Fälle verzeichnete. Die Nähe zu Sachsen und Bayern macht die Situation auch für deutsche Gesundheitsbehörden relevant.
«Wir beobachten die Entwicklung mit Sorge«, erklärt Dr. Jana Novakova vom Prager Institut für öffentliche Gesundheit. «Die meisten Betroffenen hatten keinen direkten Kontakt zueinander, was auf eine breitere Kontaminationsquelle hindeutet.» Die sogenannte «Gelbsucht», wie Hepatitis A im Volksmund genannt wird, verbreitet sich hauptsächlich über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel. Die Inkubationszeit von bis zu 50 Tagen erschwert die Nachverfolgung erheblich.
Besonders alarmierend ist die Situation für den Tourismus in der beliebten Kurregion. In Marienbad, wo täglich hunderte deutsche Besucher die Heilquellen aufsuchen, wurden bereits erste Hygienemaßnahmen verschärft. Historisch betrachtet erinnert die Lage an den deutsch-tschechischen Hepatitis-Ausbruch von 1997, der damals durch kontaminierte Beerenfrüchte ausgelöst wurde und monatelang anhielt.
Die deutschen Grenzbehörden haben bisher keine Reisebeschränkungen erlassen, empfehlen jedoch verstärkte Hygienemaßnahmen. «Eine Impfung gegen Hepatitis A kann für Reisende in die betroffenen Gebiete sinnvoll sein«, rät Professor Martin Weiland vom Universitätsklinikum Dresden. Die Schutzwirkung setzt allerdings erst etwa zwei Wochen nach der Impfung ein.
Die wahre Herausforderung liegt nun in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Während tschechische Behörden die Wasserqualität prüfen und Lebensmittelkontrollen intensivieren, bleibt die Frage offen: Wie lässt sich ein weiteres Übergreifen des Virus auf deutsche Gebiete verhindern? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die eingeleiteten Maßnahmen greifen oder ob wir auch diesseits der Grenze mit steigenden Fallzahlen rechnen müssen.