In Düsseldorf trauert die Karnevalsszene um Hermann Schmitz, eine ihrer größten Ikonen. Der 89-jährige «Vater des Düsseldorfer Rosenmontagszugs» verstarb am vergangenen Wochenende nach kurzer, schwerer Krankheit. Über sechs Jahrzehnte prägte er die fünfte Jahreszeit in der rheinischen Metropole wie kaum ein anderer. Als langjähriger Zugleiter und später als Ehrenzugleiter war er verantwortlich für das närrische Spektakel, das jährlich hunderttausende Menschen an den Straßenrand lockt.
«Mit Hermann verlieren wir nicht nur einen begnadeten Organisator, sondern ein Stück Düsseldorfer Karnevalsgeschichte«, sagt Lothar Hörning, Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Begegnung mit Hermann vor fast 15 Jahren. Mitten im Trubel der Wagenbau-Halle stand er da, mit seinem unverkennbaren verschmitzten Lächeln, und wusste genau, wo jeder Handgriff sitzen musste.
Schmitz war bekannt für seine Liebe zum Detail. «Der Zoch is en Droem, un den muss mer perfekt träume lasse», lautete sein Motto. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Düsseldorfer Rosenmontagszug zu einer der politisch-satirischsten Veranstaltungen im deutschen Karneval. Die markanten Mottowagen, die oft weltweit für Schlagzeilen sorgten, tragen bis heute seine Handschrift.
Seine Karriere begann 1958 als einfacher Karnevalist bei der Gesellschaft «Närrische Marktfrauen». Der gelernte Kaufmann stieg schnell auf und übernahm 1977 die Zugleitung. Eine Position, die er bis 2018 mit Herzblut ausfüllte. Auch danach blieb er dem Karneval als Berater treu.
Für sein Engagement erhielt Schmitz zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und den Düsseldorfer Verdienstorden «Jan-Wellem-Ring». Die Stadt plant ihm zu Ehren eine große Gedenkfeier. «Die nächste Session wird ohne ihn stattfinden, aber sein Geist wird durch jeden Wagen, jeden Teilnehmer und jedes ‹Helau› wehen», so Oberbürgermeister Stephan Keller. Wer den Düsseldorfer Karneval verstehen will, muss auch Hermann Schmitz verstehen. Er hat uns beigebracht, dass hinter jedem närrischen Spaß auch immer ein tieferer Sinn stecken sollte.