Die nordsächsischen Bäckerinnen Ines Fiedler und Anke Bauer haben mit ihrem herzhaften Weihnachtsstollen für Überraschung gesorgt. In Langebrück bei Dresden experimentieren sie seit Wochen mit einer salzigen Version des traditionellen Weihnachtsgebäcks. «Nach zwanzig Jahren Bäckereierfahrung wollte ich etwas Neues ausprobieren», erklärt Fiedler, während sie den Teig knetet.
Der herzhafte Stollen enthält statt Sultaninen und Zitronat getrocknete Tomaten, Oliven und Kräuter der Provence. Der Klassiker bekommt damit eine mediterrane Note. Seit der Markteinführung vor drei Wochen sind bereits über 200 dieser ungewöhnlichen Stollen über die Ladentheke gegangen.
«Die Reaktionen sind überraschend positiv», berichtet Bauer aus ihrem Hofladen. «Viele Kunden kaufen ihn als Begleiter zu Wein oder als Alternative zum Abendbrot.» Die Idee entstand während einer Italienreise im vergangenen Sommer. In der Toskana entdeckten die beiden Bäckerinnen herzhafte Gebäcke, die sie inspirierten.
Als ich die Backstube betrete, liegt der würzige Duft von Rosmarin und frisch gebackenem Brot in der Luft. Ein Kontrast zum süßen Aroma, das man normalerweise in Bäckereien zur Vorweihnachtszeit erwartet. Die Bäckerinnen experimentieren bereits mit weiteren Varianten – eine mit Walnüssen und Blauschimmelkäse ist in Planung.
Besonders beliebt ist der herzhafte Stollen bei jüngeren Kunden und Menschen, die keine Süßigkeiten mögen. «Die Dresdner lieben Traditionen, aber sie sind auch offen für Neues», sagt Fiedler. Das zeigt auch die steigende Nachfrage aus den umliegenden Städten.
Was als kleine Nebenproduktion begann, könnte nächstes Jahr zum festen Sortiment gehören. «Wir bewahren die Handwerkskunst des Stollenbackens, interpretieren sie aber neu», erklärt Bauer. Eine Idee, die zeigt, dass selbst jahrhundertealte Traditionen Raum für Innovation bieten.