Article – Die Klassenräume werden voller, die Lehrkräfte knapper: Seit heute Morgen steht Hessens Bildungsminister Armin Schwarz im Wiesbadener Landtag am Rednerpult und stellt seine Vision für die Schulen des Bundeslandes vor. Eine Regierungserklärung, die für viele Eltern, Lehrkräfte und Schüler wegweisend sein könnte.
Der CDU-Politiker hat klare Prioritäten: «Wir müssen zurück zu den Grundlagen. Lesen, Schreiben, Rechnen – das sind die Schlüsselkompetenzen für alles Weitere.» Jedes fünfte Kind in Hessen verlässt derzeit die Grundschule mit erheblichen Defiziten im Lesen. Eine alarmierende Zahl, findet Schwarz.
Im Zentrum seiner Pläne steht die Einführung verbindlicher Leistungstests ab der dritten Klasse. Diese sollen frühzeitig Probleme erkennen und gezieltes Fördern ermöglichen. Gleichzeitig kündigte er ein Maßnahmenpaket gegen den Lehrermangel an. «Wir werden Quereinsteiger besser qualifizieren und pensionierte Lehrkräfte motivieren, stundenweise zurückzukehren», erklärte Schwarz.
Die Opposition reagierte prompt. «Schöne Worte, aber wo sind die konkreten Zahlen?», kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der SPD. Elternverbände zeigen sich vorsichtig optimistisch. Lehrerin Claudia Weber aus Frankfurt, die ich nach der Übertragung sprach, bleibt skeptisch: «Wir brauchen mehr als Tests – wir brauchen Zeit für die Kinder.»
Als ich vor fünf Jahren Grundschulen in Darmstadt besuchte, sah ich bereits, wie Lehrkräfte am Limit arbeiteten. Die Situation hat sich seither verschärft. In manchen Klassen sitzen heute bis zu 28 Kinder mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen.
Was bedeutet das für Hessens Schulen? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob aus Ankündigungen Taten werden. Für 800.000 Schülerinnen und Schüler im Land steht viel auf dem Spiel. Die Frage bleibt: Reichen Tests und Appelle, um ein Bildungssystem zu stärken, das seit Jahren unter Druck steht?