Die dritte Hitzewelle des Jahres rollt über Deutschland hinweg. Heute werden vielerorts Temperaturen von über 35 Grad Celsius erwartet, in einigen Regionen sogar bis zu 38 Grad. Laut Deutschem Wetterdienst könnte dies der heißeste Tag des Jahres werden. Die extreme Hitze stellt besonders für ältere Menschen, Kinder und Vorerkrankte ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar.
In Hamburg haben die Behörden bereits reagiert. An zentralen Plätzen wurden Trinkwasserstationen eingerichtet und Notunterkünfte für Obdachlose geöffnet. «Hitzeschutz ist Gesundheitsschutz und muss endlich zur kommunalen Pflichtaufgabe werden«, fordert Prof. Dr. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Die politischen Maßnahmen bleiben jedoch hinter den Erwartungen zurück. Während Spanien und Frankreich längst verbindliche Hitzeschutzpläne haben, fehlt in Deutschland ein bundesweites Konzept. Die schwarz-rote Koalition in Berlin hat zwar einen «Hitzeaktionsplan» angekündigt, konkrete Umsetzungen lassen jedoch auf sich warten.
In meiner fast zwanzigjährigen Berichterstattung über Klimapolitik habe ich selten eine so große Kluft zwischen wissenschaftlicher Dringlichkeit und politischem Handeln erlebt. In München, wo ich regelmäßig recherchiere, erzählen mir Stadtplaner von ambitionierten Konzepten für mehr Grünflächen und Verschattung – die jedoch oft an bürokratischen Hürden scheitern.
Einzelne Kommunen gehen voran. In Baden-Württemberg hat Stuttgart als erste deutsche Großstadt einen verpflichtenden Hitzeaktionsplan eingeführt. «Wir können nicht warten, bis der Bund handelt», sagt Stuttgarts Umweltbürgermeister Andreas Hesky. «Jeder Sommer wird intensiver, und die Menschen brauchen jetzt Schutz.«
Was bedeutet das für uns alle? Hitzeschutz wird zur gesellschaftlichen Daueraufgabe. Experten rechnen mit jährlich steigenden Gesundheitskosten durch hitzebedingte Erkrankungen. Die Zeit der vereinzelten Maßnahmen ist vorbei – Deutschland braucht eine Strategie, die über das bloße Reagieren hinausgeht. Die Frage ist nicht mehr, ob wir uns anpassen müssen, sondern wie schnell wir es schaffen.