Nach einer tödlichen Hitzewelle im vergangenen Sommer reagiert Berlin mit neuen Schutzmaßnahmen für Obdachlose. Mindestens fünf Menschen ohne festen Wohnsitz waren 2023 an den Folgen extremer Temperaturen gestorben. Nun plant der Senat zusätzliche klimatisierte Schutzräume, in denen sich Betroffene während der heißen Tage aufhalten können. Die Sozialverwaltung hat bereits 100.000 Euro für das Projekt bereitgestellt.
«Die extreme Hitze trifft diejenigen am härtesten, die keinen kühlen Rückzugsort haben», erklärt Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe. In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder erlebt, wie prekär die Lage für obdachlose Menschen im Hochsommer werden kann. Viele leiden unter Dehydrierung, Hitzschlag oder verschleppten Erkrankungen, die sich bei hohen Temperaturen verschlimmern.
Die neuen Räumlichkeiten sollen über die Stadt verteilt werden, mit Schwerpunkt in den Bezirken Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, wo besonders viele Obdachlose leben. Neben Klimaanlagen werden dort auch Trinkwasser und medizinische Erstversorgung angeboten. «Wir brauchen langfristige Konzepte für den Klimawandel», mahnt Jenny Meyer von der Berliner Stadtmission, die das Projekt unterstützt.
In Hamburg gibt es ähnliche Einrichtungen bereits seit 2019 – mit Erfolg. Die Erfahrungen aus dem Norden sollen nun in der Hauptstadt umgesetzt werden. Doch reichen die Maßnahmen aus? Bei prognostizierten Rekordtemperaturen in den kommenden Sommern wird deutlich: Der Klimawandel ist längst eine soziale Frage geworden.