Die Gluthitze der letzten Woche hat Hamburg fest im Griff gehalten. Während die meisten Bürger in klimatisierten Büros oder kühlen Wohnungen Schutz fanden, blieb eine Gruppe besonders gefährdet: die rund 2.000 Obdachlosen der Hansestadt. Bei Temperaturen über 32 Grad wurden nur acht öffentliche Trinkwasserspender gezählt – ein Tropfen auf dem heißen Stein, wie Experten kritisieren.
«Die Situation ist lebensbedrohlich», erklärt Jörg Walther von der Obdachlosenhilfe Hamburg. «Wir sehen täglich Menschen mit Hitzeschlag und schweren Dehydrierungen in unseren Anlaufstellen.» Besonders bitter: Der Senat hatte bereits 2021 einen Hitzeaktionsplan angekündigt, der bis heute nur teilweise umgesetzt wurde.
Ich habe gestern am Hauptbahnhof mit dem 58-jährigen Peter gesprochen, der seit drei Jahren auf der Straße lebt. «Tagsüber ist es unerträglich. Ich suche Schatten unter Brücken oder in Parks, aber oft werde ich vertrieben.» Die städtischen Notunterkünfte bieten zwar Plätze an, sind jedoch tagsüber geschlossen – genau dann, wenn die Hitze am schlimmsten ist.
Die Stadt verteidigt sich: «Wir haben dieses Jahr 30 zusätzliche Schattenplätze geschaffen und die Wasserausgabe verdoppelt», so Sozialbehördensprecher Martin Helfrich. Doch die Opposition im Rathaus spricht von «symbolischer Politik». Ein Blick nach München zeigt, was möglich wäre: Dort gibt es 118 Trinkbrunnen und klimatisierte Tagesaufenthalte.
Die Hilfsorganisationen haben inzwischen selbst Initiative ergriffen. Die Caritas verteilt täglich 500 Wasserflaschen, Sonnencreme und Kopfbedeckungen. «Hitzeschutz ist Lebensschutz», betont Streetworkerin Sabine Meyer. «Es kann nicht sein, dass Hamburg als eine der reichsten Städte Europas hier versagt.»
Wird der angekündigte Wetterumschwung Ende der Woche Entlastung bringen? Vielleicht kurzfristig. Doch die grundlegende Frage bleibt: Wie schützt eine Großstadt ihre verletzlichsten Bürger in Zeiten immer extremerer Hitzewellen? Die Antwort darauf ist Hamburg bislang schuldig geblieben.