In Berlin kämpfen Bewohner und Besucher seit Tagen gegen die drückende Hitze. Die Temperaturen kletterten gestern auf 35 Grad, heute werden sogar bis zu 37 Grad erwartet. Besonders in den dicht bebauten Kiezen wie Kreuzberg und Neukölln staut sich die Hitze zwischen den Häuserschluchten. Der Deutsche Wetterdienst hat für die Hauptstadt eine amtliche Hitzewarnung herausgegeben, die mindestens bis Freitag gilt.
Die Berliner Wasserbetriebe melden einen Rekordverbrauch: Über 700.000 Kubikmeter Wasser wurden gestern in der Stadt verbraucht – fast 20 Prozent mehr als an durchschnittlichen Sommertagen. In den öffentlichen Freibädern gibt es lange Schlangen. «Wir arbeiten am Limit», sagt Johannes Weber von den Berliner Bäderbetrieben. «Seit vier Uhr morgens sind unsere Teams im Einsatz, um die Anlagen für den Besucheransturm vorzubereiten.»
Die Hitze trifft besonders ältere Menschen und Obdachlose hart. Ich habe heute Morgen mehrere Kältehilfestationen besucht, die jetzt als «Hitzehilfen» fungieren. «Unsere Gäste kommen völlig erschöpft an», berichtet Sozialarbeiterin Martina Lehmann. «Viele haben keinen Zugang zu Trinkwasser oder schattigen Plätzen.»
Auch die Krankenhäuser spüren die Auswirkungen. Die Charité verzeichnet einen Anstieg von Patienten mit Kreislaufproblemen und Dehydrierung. «Im Vergleich zur Vorwoche haben wir 30 Prozent mehr hitzebezogene Notfälle», erklärt Dr. Michael Schulz.
Die Stadt hat einen Livestream eingerichtet, der die aktuelle Lage in Echtzeit zeigt. Zu sehen sind überfüllte Stadtstrände an der Spree, Wasserschläuche, die in manchen Straßen für Abkühlung sorgen, und Wärmebilder der Stadtgebiete. «Diese Transparenz soll die Bevölkerung sensibilisieren», erläutert Umweltsenatorin Katrin Schmidt.
Die nächsten Tage werden zur Belastungsprobe für die Hauptstadt. Experten warnen: Was früher die Ausnahme war, könnte bald Normalität werden. Eine Frage, die sich viele Berliner stellen: Ist unsere Stadt für diese neue Klimarealität gerüstet?