Die Pläne für einen 70 Meter hohen Büroturm am beliebten Gleisdreieckpark in Berlin-Kreuzberg sorgen für erhitzten Streit. Am Mittwochabend protestierten über 300 Anwohner gegen das Bauvorhaben des Immobilienkonzerns CA Immo. Nach aktuellen Zahlen der Bürgerinitiative «Gleisdreieck» haben bereits mehr als 30.000 Menschen eine Petition gegen die Bebauung unterschrieben.
«Wir kämpfen für den Erhalt unseres Parks und gegen die Verschattung durch Hochhäuser», sagte Karin Weber von der Bürgerinitiative während der Demonstration. Der geplante Büroturm würde große Teile des Parks besonders in den Nachmittagsstunden in Schatten tauchen. Auch Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) positioniert sich klar: «Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg steht an der Seite der Anwohner.»
Der Senat unter dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verteidigt hingegen die Baupläne. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) betonte bei einer Pressekonferenz: «Berlin braucht moderne Büroflächen und verdichtetes Bauen an zentralen Verkehrsknotenpunkten.»
Ich habe den Park in den letzten Wochen mehrfach besucht. Was mich beeindruckt: Die Vielfalt der Menschen, die hier Erholung suchen – von jungen Familien bis zu Senioren. In einem Gespräch erzählte mir ein älterer Herr, der seit 40 Jahren im Kiez lebt: «Dieser Park ist unser Wohnzimmer. Nach der langen Bauzeit ist er endlich zu einem Ort geworden, der uns zusammenbringt.»
Die Entscheidung über das Projekt liegt nun beim Abgeordnetenhaus. Eine abschließende Abstimmung ist für Oktober geplant. Die Bürgerinitiative kündigt bereits weitere Proteste an. Die Auseinandersetzung zeigt exemplarisch, wie in der wachsenden Hauptstadt die Balance zwischen Wirtschaftsinteressen und Lebensqualität immer wieder neu verhandelt werden muss.