In Hamburg wurden in der Nacht zu Mittwoch Teile der Holocaust-Gedenkstätte Bullenhuser Damm mit rechtsextremen Symbolen beschmiert. Die Polizei entdeckte die Schmierereien am frühen Morgen. Ein Hakenkreuz und mehrere SS-Runen verunstalteten die Gedenktafeln, die an 20 jüdische Kinder erinnern, die 1945 von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Die Gedenkstätte im Stadtteil Rothenburgsort ist einer der wichtigsten Erinnerungsorte der Stadt. «Solche Angriffe auf unsere Erinnerungskultur nehmen in besorgniserregender Weise zu», erklärt Dr. Detlef Garbe, Leiter der Stiftung Hamburger Gedenkstätten. Laut Polizeistatistik wurden in Hamburg in diesem Jahr bereits 27 Prozent mehr rechtsextreme Straftaten verzeichnet als im Vorjahreszeitraum.
Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen wegen Volksverhetzung und Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen aufgenommen. Zeugen werden gebeten, sich zu melden. Besonders wertvoll könnten Beobachtungen zwischen 23 Uhr und 4 Uhr sein.
In den letzten Monaten habe ich ähnliche Vorfälle in mehreren deutschen Städten dokumentiert. Was mich besonders erschüttert: Die Täter wählen gezielt Orte, die für die Aufarbeitung des Holocausts stehen. «Diese Entwicklung ist ein Alarmsignal für unsere Demokratie», warnt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher.
Mitarbeiter der Gedenkstätte konnten die Schmierereien schnell entfernen. Trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack. In den kommenden Tagen wird eine Mahnwache vor Ort stattfinden. Die Frage, wie wir als Gesellschaft unsere Erinnerungskultur schützen können, wird immer dringlicher – besonders in Zeiten, in denen rechtsextremes Gedankengut wieder salonfähiger wird.