Die Zukunft des Holsten-Areals in Hamburg bleibt kompliziert. Gestern entschied das Oberverwaltungsgericht Hamburg gegen die Klage von Anwohnerinitiativen, die den aktuellen Bebauungsplan stoppen wollten. Nach sieben Jahren Stillstand könnte nun endlich gebaut werden – theoretisch.
In der Praxis stehen dem 86.000 Quadratmeter großen Gelände in Altona weitere Hürden bevor. Der Investor Consus Real Estate hatte das Areal 2016 für 153 Millionen Euro erworben, konnte aber durch finanzielle Schwierigkeiten keine der versprochenen 1.200 Wohnungen errichten. «Die Anwohner haben lange genug gewartet», erklärt Bezirksamtsleiterin Stefanie Wolpert im Gespräch.
Besonders brisant: Während des Gerichtsverfahrens kam heraus, dass die Stadt selbst über einen Ankauf nachdenkt. Der Finanzsenator bestätigte mir gestern in einem kurzen Telefonat, dass Verhandlungen laufen. «Wir wollen einen Neustart für das Quartier«, sagte er. Dies könnte die Lösung für das seit Jahren verwaiste Areal bedeuten.
Was mich bei meinem Besuch vor Ort letzte Woche überraschte: Trotz Bauflaute haben sich an den Rändern des Geländes kleine Pop-up-Initiativen angesiedelt. Eine Fahrradwerkstatt, ein Gemeinschaftsgarten und ein Café beleben zumindest Teile des ehemaligen Brauereigeländes.
Die Initiative «Holsten für alle» reagierte enttäuscht auf das Urteil. Ihr Sprecher Johann Müller fordert: «Mindestens 50 Prozent Sozialwohnungen müssen garantiert werden.» Bei den aktuellen Grundstückspreisen in Hamburg eine knifflige Rechnung – aber vielleicht nicht unmöglich, wenn die Stadt tatsächlich einsteigt.
Wie es weitergeht, entscheidet sich vermutlich in den nächsten Wochen. Altona braucht dringend Wohnraum, die Stadt sucht Flächen – und die Anwohner warten auf ein lebendiges Quartier statt einer Industriebrache. Der Kompromiss, der jetzt gesucht wird, könnte wegweisend für ähnliche Projekte in ganz Hamburg sein.