In keiner deutschen Stadt arbeiten so viele Menschen von zu Hause wie in der Hansestadt. Nach aktuellen Zahlen des Ifo-Instituts nutzten Hamburger Arbeitnehmer im ersten Halbjahr 2024 durchschnittlich 1,6 Tage pro Woche das Homeoffice – deutlich mehr als der Bundesdurchschnitt von 1,0 Tagen. «In Hamburg konzentrieren sich Branchen, die besonders homeoffice-freundlich sind», erklärt Jean-Victor Alipour vom Ifo-Institut.
Die hohe Quote überrascht mich nicht. Seit Jahren beobachte ich auf meinen Fahrten durch die Hafencity, wie flexible Arbeitsmodelle in den modernen Bürotürmen selbstverständlich geworden sind. Besonders IT-Unternehmen, Versicherungen und Medienagenturen setzen auf hybride Konzepte. Der Fachkräftemangel verstärkt diesen Trend zusätzlich, da attraktive Arbeitsbedingungen wichtiger werden.
Eine Studie der Handelskammer Hamburg belegt zudem, dass 76 Prozent der befragten Unternehmen positive Erfahrungen mit Homeoffice gemacht haben. «Unsere Produktivität ist nicht gesunken, sondern in manchen Bereichen sogar gestiegen», berichtet Silke Westphal, Personalleiterin eines mittelständischen IT-Dienstleisters in Altona. «Gleichzeitig sparen wir Bürofläche.»
Dennoch zeigen sich auch Schattenseiten. Bei meinen Gesprächen mit Beschäftigten höre ich immer wieder von der fehlenden Trennung zwischen Arbeit und Privatleben. Die Verbindung zu Kollegen leidet, besonders Berufseinsteiger vermissen den direkten Austausch. Wird der Trend anhalten? Angesichts steigender Mieten in der Innenstadt und überfüllter Verkehrswege dürfte Homeoffice in Hamburg auch künftig mehr als nur ein vorübergehendes Phänomen bleiben.