In Berlin haben sich am Samstag Hunderttausende Menschen beim Christopher Street Day versammelt. Nach Angaben der Veranstalter folgten rund 600.000 Menschen dem Demonstrationszug vom Kurfürstendamm zum Brandenburger Tor. Die Polizei bestätigte eine hohe Teilnehmerzahl, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Das diesjährige Motto «Queere Freiheiten verteidigen» setzte ein deutliches Zeichen in Zeiten zunehmender Anfeindungen.
Der Demonstrationszug startete bei strahlendem Sonnenschein am frühen Nachmittag. Bunt geschmückte Wagen, laute Musik und ausgelassene Stimmung prägten das Bild in der Hauptstadt. «Wir feiern heute, aber wir kämpfen auch», erklärte Marcel Fischer vom CSD-Organisationsteam. «Die Angriffe auf queere Menschen haben in den letzten zwei Jahren um mehr als 30 Prozent zugenommen – das können wir nicht hinnehmen.»
Unter den Teilnehmenden waren zahlreiche Politiker. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner betonte: «Berlin ist und bleibt die Regenbogenhauptstadt Deutschlands. Hier hat Diskriminierung keinen Platz.» Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus mischte sich unter die Demonstrierenden. Sie kündigte an, das Selbstbestimmungsgesetz weiter stärken zu wollen.
Als ich am Nollendorfplatz stand, traf ich auf Maria, 67, die seit den 80er Jahren bei jedem CSD dabei ist. «Früher waren wir eine kleine Gruppe Aktivisten, heute ist es ein Volksfest – das zeigt, wie weit wir gekommen sind», erzählte sie mir mit feuchten Augen.
Trotz der Feierlaune blieben ernste Themen präsent. Auf vielen Plakaten forderten Demonstrierende ein Ende der Gewalt gegen queere Menschen. Der Angriff auf einen Trans-Mann in Kreuzberg vergangene Woche war für viele ein Grund mehr, auf die Straße zu gehen.
Der Tag endete mit einer Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Während Regenbogenfahnen im Abendlicht wehten, schien der Konsens klar: Der Kampf für gleiche Rechte geht weiter – in Berlin und überall. Und wie ein junger Mann auf seinem Schild schrieb: «Queere Rechte sind Menschenrechte. Heute, morgen und für immer.»