Die Ostseeinsel Rügen verliert ihre wichtigste Fernverbindung in den Süden. Die Deutsche Bahn streicht ab Dezember den direkten ICE zwischen Binz und München. Tausende Urlauber nutzten bisher diese bequeme Möglichkeit, ohne Umsteigen vom Alpenraum ans Meer zu reisen. Die Entscheidung trifft Rügen mitten in den Bemühungen, mehr Gäste für klimafreundliche Anreisen zu gewinnen.
«Das ist ein herber Rückschlag für den Tourismus und die Anbindung unserer Region», sagt Karsten Schneider, Bürgermeister der Gemeinde Binz. Die Bahn begründet den Schritt mit «betrieblichen Optimierungen» und verweist auf alternative Verbindungen mit Umstieg in Berlin oder Rostock.
Was die Bahn als Optimierung bezeichnet, bedeutet für Reisende konkret: längere Fahrzeiten, umständliches Umsteigen mit Gepäck und weniger Komfort. Als Reporterin habe ich jahrelang beobachtet, wie gerade Familien und ältere Menschen die Direktverbindungen schätzten. An Sommerwochenenden war der ICE regelmäßig bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern kritisiert die Entscheidung scharf. «In Zeiten der Klimakrise Fernverbindungen zu streichen, ist das völlig falsche Signal», erklärt Verbandsgeschäftsführer Tobias Woitendorf. Besonders bitter: Erst vor zwei Jahren warb die Region mit der direkten ICE-Anbindung für nachhaltige Urlaubsreisen.
Ob die Bahn unter dem wachsenden Druck ihre Entscheidung noch einmal überdenkt, bleibt fraglich. Für Rügen steht fest: Der Weg nach Süden wird länger, komplizierter und womöglich verlieren wir Gäste, die künftig lieber mit dem Auto anreisen – oder gleich ganz andere Urlaubsziele wählen.