Die Wirtschaft feiert die digitale Wende in Berlins Behörden. Rund 3.000 Gäste trafen sich gestern Abend beim traditionellen Sommerfest der Industrie- und Handelskammer am Potsdamer Platz. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey verkündete dort einen entscheidenden Durchbruch: Die elektronische Akte wird nun in allen Ämtern der Hauptstadt eingeführt – ein Projekt, das seit Jahren auf sich warten ließ.
Was mich besonders beeindruckt hat: Die Stimmung war so optimistisch wie lange nicht mehr. Nach Jahren der Frustration über Berlins Bürokratie war regelrecht Aufbruchsenergie spürbar. «Wir müssen endlich im 21. Jahrhundert ankommen», sagte IHK-Präsident Sebastian Stietzel in seiner Ansprache. «Die Verwaltungsreform ist kein Nice-to-have mehr, sondern überlebenswichtig für den Wirtschaftsstandort.»
Giffey versprach konkrete Fortschritte: «Bis Ende 2025 werden alle 42 Bürgerämter komplett digital arbeiten.» Ein ambitioniertes Ziel, nachdem ähnliche Versprechen oft im Sande verliefen. Doch diesmal scheint es Ernst zu sein. Die Wirtschaft bringt sich selbst stärker ein.
Der Berliner Start-up-Unternehmer Martin Weber, der mit seiner Firma digitale Lösungen für Behörden entwickelt, zeigte sich vorsichtig optimistisch: «Die Ankündigungen hören sich gut an, aber wir brauchen jetzt Taten statt Worte.»
Während ich durch die Festzelte am Sony Center schlenderte, fiel mir auf, wie international die Gäste waren. Hamburgs Handelskammer schickte eine Delegation, ebenso wie Wirtschaftsverbände aus Polen und Frankreich.
Die Verwaltungsreform ist aber nur der Anfang. Berlins Wirtschaft blickt auf kommende Großevents: Die Fußball-EM 2024 und die Special Olympics 2023 sollen Millionen in die Stadt spülen. Doch dafür braucht es funktionierende Strukturen.
«Berlin kann nur gewinnen, wenn Verwaltung und Wirtschaft zusammenarbeiten», sagte Giffey zum Abschluss. Das klingt richtig – doch die Zeit drängt. Die Hauptstadt muss jetzt liefern.