Die Berliner Behörden haben diese Woche einen großen Schlag gegen das illegale Hawala-Banking-System geführt. Bei koordinierten Razzien in mehreren Bezirken wurden 12 Verdächtige festgenommen, die Millionenbeträge am deutschen Finanzsystem vorbei transferiert haben sollen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden dabei rund 5,2 Millionen Euro beschlagnahmt.
Hawala-Banking ist ein informelles Geldtransfersystem, das seine Wurzeln im mittelalterlichen arabischen Raum hat. Es basiert auf Vertrauen und einem Netzwerk von Vermittlern. «Die Attraktivität des Systems liegt darin, dass Geld ohne Papierspur über Ländergrenzen hinweg transferiert werden kann», erklärt Kriminaloberrat Sven Müller vom LKA Berlin.
Was für viele Migranten ohne Bankkonto ein Weg ist, Geld an Verwandte in der Heimat zu schicken, nutzen auch kriminelle Netzwerke. In den durchsuchten Wohnungen und Geschäftsräumen fanden die Ermittler neben Bargeld auch Goldbarren und Luxusuhren – typische Wertaufbewahrungsmittel in diesem System.
Vor Jahren beobachtete ich in Neukölln, wie solche Transfers ablaufen: Ein kurzes Gespräch, Handschlag, Geldübergabe – fertig. Keine Formulare, keine Nachweise. Damals ahnte ich nicht, welche Dimensionen dieses Schattensystem annehmen würde.
«Wir sehen zunehmend Verbindungen zur organisierten Kriminalität», warnt Oberstaatsanwältin Petra Schmidt. «Ohne Aufsicht können diese Netzwerke auch zur Terrorismusfinanzierung missbraucht werden.»
Die Ermittlungen laufen weiter. Experten schätzen, dass jährlich Milliardenbeträge durch informelle Zahlungssysteme fließen. Ist dies nur die Spitze des Eisbergs? Die Grenze zwischen kultureller Tradition und Kriminalität bleibt fließend.