Die umstrittene Sanierung der Stuttgarter Staatsoper nimmt neue Formen an. Der geplante Interimsbau wird deutlich kleiner ausfallen als ursprünglich vorgesehen – und damit auch kostengünstiger. Der Gemeinderat hat gestern Abend mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Übergangsspielstätte statt 1.500 nur noch 1.000 Zuschauerplätze haben soll.
Eine Entscheidung, die die angespannte Haushaltslage der Stadt widerspiegelt. Die Kostenschätzung für den Interimsbau sinkt dadurch von 128 auf 86 Millionen Euro. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung aus Baden-Württemberg habe ich selten erlebt, dass ein Kulturprojekt so kontrovers diskutiert wurde wie diese Opernsanierung.
«Der Kompromiss ist schmerzhaft, aber vernünftig«, sagt Kulturbürgermeister Fabian Mayer. «Wir müssen in Zeiten knapper Kassen Prioritäten setzen.» Die Gesamtkosten für das Projekt – Interimsbau und eigentliche Sanierung des historischen Opernhauses – werden dennoch auf über 1,2 Milliarden Euro geschätzt.
Besonders bemerkenswert: Die Stadt plant nun, den Bau am Stadtgarten zu errichten, während die ursprüngliche Idee eines Standorts am Waisenhaus verworfen wurde. Eine Bürgerinitiative hatte gegen diesen Standort protestiert.
Der Opernintendant Viktor Schoner zeigt Verständnis für die Einsparungen: «Natürlich hätten wir uns mehr Platz gewünscht, aber wir werden auch mit diesem Kompromiss gute Kunst machen.»
Die Sanierung des denkmalgeschützten Littmann-Baus bleibt ein Mammutprojekt für Stuttgart. Während viele Kulturschaffende die Notwendigkeit betonen, fragen sich immer mehr Bürger: Ist das in Zeiten von Wohnungsnot und Klimakrise die richtige Priorität? Diese Diskussion wird Stuttgart noch lange beschäftigen.