Die letzten Rhythmen des Internationalen Tanzfestivals in München sind verklungen, und die Stadt kommt langsam zur Ruhe. Zehn intensive Tage verwandelten die bayerische Landeshauptstadt in eine pulsierende Bühne für zeitgenössischen Tanz. Über 15.000 Besucherinnen und Besucher erlebten 34 Aufführungen von Tanzkompanien aus 18 Ländern. Die Veranstalter sprechen von einem «Rekordjahr» – sowohl bei den Zuschauerzahlen als auch bei der internationalen Beteiligung.
An der Isar traf sich die Tanzwelt: Von südafrikanischen Gumboot-Tänzern bis zu japanischen Butoh-Künstlern reichte die Palette. Besonders das Abschlussprogramm im Gasteig HP8 zeigte die verbindende Kraft des Tanzes. Hier standen Profis und Laien gemeinsam auf der Bühne.
«Tanz ist die universellste aller Sprachen», erklärte Festivalleiterin Sophia Berger. «Wir haben in diesen Tagen erlebt, wie Bewegung kulturelle und soziale Grenzen überwinden kann.» Die Begeisterung sprang auch auf die Münchner über. In der Fußgängerzone der Altstadt bildeten sich spontane Tanzgruppen, als brasilianische Performer ihr Können zeigten.
Kritische Stimmen gab es dennoch. «Einige Produktionen waren zu hermetisch für ein breites Publikum», meint Tanzjournalist Michael Weiß. Die Ticketpreise von bis zu 85 Euro für Premieren hätten zudem manche Interessierte ausgeschlossen.
Als ich am vorletzten Abend durch die Muffathalle schlenderte, beobachtete ich etwas, das mich seit meinen ersten Tanzreportagen in Baden-Württemberg immer wieder berührt: Wie Fremde durch Bewegung zu Vertrauten werden. Zwei ältere Damen aus München-Schwabing tanzten ausgelassen mit einem jungen Paar aus Barcelona.
Für die nächste Ausgabe 2026 hat Kulturreferent Anton Bierl bereits mehr städtische Unterstützung in Aussicht gestellt. «München braucht dieses Festival als Fenster zur internationalen Tanzszene», sagte er beim Abschlussempfang. Das Tanzfestival hat nicht nur Kunst geboten, sondern auch Menschen zusammengebracht. In Zeiten wachsender Polarisierung zeigt es, dass wir vielleicht öfter tanzen sollten, bevor wir reden.