Die unauffällige Gefahr vor unserer Haustür wächst. Eine invasive Ameisenart breitet sich in Süddeutschland rasant aus – die Tapinoma-Ameise. In Bayern und Baden-Württemberg wurden bereits riesige Superkolonien entdeckt, die sich über mehrere Quadratkilometer erstrecken. Fachleute schätzen, dass allein in einer dieser Kolonien bis zu 600 Millionen Tiere leben können.
Die nur zwei bis drei Millimeter großen, bräunlich-schwarzen Insekten fallen zunächst kaum auf. Erst wenn man sie zerdrückt, verraten sie sich durch einen markanten Geruch nach blauem Käse oder Kokosnuss. «Das ist ihr unverwechselbares Merkmal», erklärt Dr. Martina Weber vom Bayerischen Landesamt für Umwelt. «Anders als heimische Ameisen bilden sie nicht einen großen Bau, sondern verteilen sich auf viele kleine Nester.»
Was die Tapinoma-Ameise so problematisch macht: Sie verdrängt heimische Ameisenarten und kann in Häuser eindringen, wo sie alles befällt, was süß schmeckt. In meiner Recherche in Freiburg traf ich Familien, deren Küchen regelrecht belagert wurden. «Wir konnten keinen Zucker mehr offen stehen lassen», erzählte mir eine verzweifelte Hausbesitzerin.
Die Tiere sind erstaunlich anpassungsfähig. Sie überleben problemlos in beheizten Räumen und können sich das ganze Jahr über vermehren. Herkömmliche Ameisenmittel wirken kaum, da die Kolonien mehrere Königinnen haben. Tötet man einen Teil, übernehmen andere Königinnen sofort.
Die Umweltämter raten bei Befall zu professioneller Schädlingsbekämpfung und vorbeugenden Maßnahmen wie dem Verschließen von Lebensmitteln und dem Abdichten von Ritzen. Die Ausbreitung dieser Art zeigt einmal mehr, wie schnell sich fremde Arten in unseren Ökosystemen etablieren können – eine Herausforderung, die uns in Zeiten des Klimawandels weiter beschäftigen wird.