Die deutsche Wirtschaft steht an einem Wendepunkt. Über 50 Unternehmen haben Investitionen von mindestens 63,1 Milliarden Euro in den Standort Deutschland angekündigt. Diese Zahlen wurden gestern auf dem Wirtschaftsgipfel «Made for Germany» in Berlin bekannt gegeben. Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem «starken Signal für Deutschland als Wirtschaftsstandort» inmitten konjunktureller Herausforderungen.
Die Ankündigungen kommen zu einem kritischen Zeitpunkt. Gerade erst hat das Statistische Bundesamt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent für das erste Quartal 2024 bestätigt. Doch die Investitionspläne zeigen: Unternehmen setzen langfristig auf den Standort Deutschland.
Die Gelder fließen vor allem in Zukunftstechnologien wie Halbleiter, künstliche Intelligenz und Pharmazie. Intel plant allein 30 Milliarden Euro für eine Chipfabrik in Magdeburg, während TSMC gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP rund 10 Milliarden in Dresden investieren will.
«Deutschland hat als Industriestandort noch immer einzigartige Vorteile», erklärt Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF. «Aber wir brauchen dringend weniger Bürokratie und international wettbewerbsfähige Energiekosten.»
In meinen 16 Jahren als Wirtschaftsjournalist habe ich selten eine solche Diskrepanz erlebt: Während Wirtschaftsdaten und Stimmungsumfragen nach unten zeigen, setzen viele Unternehmer auf langfristiges Wachstum in Deutschland. Bei meinen Gesprächen in Düsseldorfer Chefetagen höre ich oft: «Die Standortbedingungen sind herausfordernd, aber das Know-how hier ist unschlagbar.»
Die Bedeutung dieser Investitionen kann kaum überschätzt werden. Sie könnten einen wirtschaftlichen Domino-Effekt auslösen und weitere Unternehmen ermutigen, in Deutschland zu bleiben oder herzukommen. Allerdings bleiben die hohen Energiekosten und bürokratische Hürden Herausforderungen.
Am Ende stellt sich die Frage: Reichen diese Milliarden aus, um Deutschlands wirtschaftliche Zukunft zu sichern? Oder brauchen wir einen grundlegenden Wandel in der Wirtschaftspolitik?