Die Debatte um den Schutz der deutschen Hauptstadt nimmt neue Formen an. Die CDU fordert nun einen «Iron Dome» für Berlin – ein Raketenabwehrsystem nach israelischem Vorbild. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Russland und der zunehmenden geopolitischen Spannungen sehen Sicherheitsexperten dringenden Handlungsbedarf. Laut aktueller Umfragen des Deutschen Instituts für Sicherheitspolitik fühlen sich 71 Prozent der Berlinerinnen und Berliner angesichts der internationalen Lage verunsichert.
«Berlin ist das Herz unserer Demokratie und muss besonders geschützt werden», betont CDU-Verteidigungsexperte Johann Wadephul. Die Hauptstadt beherbergt nicht nur Regierungsgebäude, sondern auch kritische Infrastruktur und internationale Organisationen. Nach Einschätzung von Militärexperten könnte ein russischer Raketenangriff innerhalb weniger Minuten deutsche Ziele erreichen – eine Vorwarnzeit, die kaum Reaktionsmöglichkeiten lässt.
Auf dem NATO-Gipfel in Washington vergangene Woche war die europäische Luftverteidigung eines der zentralen Themen. «Wir müssen realistisch sein: Die NATO kann nicht jeden Quadratmeter Europas schützen», sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius.
Als ich vor drei Jahren in Israel recherchierte, konnte ich miterleben, wie das dortige Iron-Dome-System funktioniert. Beeindruckend war nicht nur die Technik, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Etwas, das vielen Berlinern heute fehlt.
Die Kostenfrage bleibt allerdings offen. Schätzungen zufolge würde ein Abwehrschirm für Berlin mindestens zwei Milliarden Euro kosten. Kritiker bezweifeln zudem die technische Machbarkeit eines flächendeckenden Schutzes für eine Großstadt. Die Bundesregierung hat bisher keine klare Position bezogen, prüft jedoch «alle Optionen zum Schutz kritischer Infrastruktur».
Am Ende geht es um mehr als Technik. Es geht um die Frage, wie wir in einer Zeit neuer Bedrohungen leben wollen: mit mehr Sicherheit oder mit mehr Freiheit? Eine Antwort, die jede Gesellschaft für sich finden muss.