In Berlin wächst die Sorge vor islamistischer Radikalisierung Jugendlicher. Der Verfassungsschutz beobachtet eine beunruhigende Entwicklung: Immer mehr junge Menschen werden durch extremistische Propaganda im Internet beeinflusst. Besonders die Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) erreicht mit gezielter Ansprache über soziale Medien Minderjährige. Nach Behördenangaben haben sich die Fälle in den letzten zwei Jahren verdoppelt.
Auf meinen Recherchewegen durch Berliner Schulen begegne ich immer wieder besorgten Lehrkräften. «Wir bemerken, dass einige Schüler plötzlich ihre Meinungen radikal ändern und sich von Mitschülern abgrenzen», berichtet eine Pädagogin aus Neukölln. Die Radikalisierung vollzieht sich oft schleichend. Experten der Beratungsstelle «Violence Prevention Network» erklären: «Die Propaganda knüpft gezielt an Identitätskrisen an und bietet vermeintlich einfache Antworten.»
Der Berliner Verfassungsschutz hat reagiert und ein Präventionsprogramm gestartet. Besonders alarmierend: Die Terrororganisation nutzt aktuelle Konflikte wie den Gaza-Krieg, um junge Menschen zu manipulieren. «Der IS verdreht bewusst Fakten und schürt Hass gegen den Westen», warnt Michael Fischer vom Berliner Verfassungsschutz.
Als ich mit einem betroffenen Vater spreche, wird die persönliche Dimension deutlich: «Mein Sohn hat sich innerhalb weniger Monate komplett verändert. Wir haben ihn kaum wiedererkannt.» Nur durch intensive Beratung konnte die Familie den 16-Jährigen zurückgewinnen.
Die Herausforderung bleibt enorm. Medienkompetenz und religiöse Bildung müssen gestärkt werden, um junge Menschen gegen Propaganda zu wappnen. Doch reichen die bisherigen Anstrengungen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Sicherheitsbehörden, sondern sollte uns alle bewegen.