In Niederbayern vereitelte die Polizei einen möglicherweise geplanten islamistischen Anschlag. Nach der Festnahme eines 18-jährigen Irakers in Straubing gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gestern Entwarnung: «Nach aktuellem Ermittlungsstand stand ein Attentat nicht unmittelbar bevor.» Dennoch sei die Bedrohung durch islamistischen Terrorismus weiterhin hoch. Der Verdächtige soll einen Anschlag auf eine israelische Einrichtung oder Synagoge erwogen haben.
Der junge Mann, der in einer Flüchtlingsunterkunft lebte, war bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen hatte er sich im Internet über Bombenbau informiert und sympathisierte offenbar mit der Terrororganisation Islamischer Staat. «Diese Festnahme zeigt, wie wichtig unsere Überwachung islamistischer Gefährder ist», betont Herrmann. Die Ermittlungsbehörden wurden durch Hinweise ausländischer Nachrichtendienste auf den Mann aufmerksam.
Die jüdische Gemeinde in Straubing steht unter Schock. «Wir hatten gerade erst unser Laubhüttenfest gefeiert, als die Nachricht kam», erzählt die Gemeindevorsitzende Anna Zisler. «Die Polizei hat sofort unseren Schutz verstärkt.» Seit dem Hamas-Angriff auf Israel vor einem Jahr habe die Bedrohung für jüdische Einrichtungen deutlich zugenommen.
Als ich vor zwei Jahren das jüdische Museum in München besuchte, fielen mir bereits die strengen Sicherheitskontrollen auf. «Wir leben mit dieser Realität», sagte mir damals ein Mitarbeiter. Die Sorge vor antisemitischen Angriffen ist Teil des Alltags jüdischer Gemeinden in Deutschland geworden.
Der Fall zeigt die Gratwanderung für Sicherheitsbehörden: Einerseits müssen potenzielle Gefährder frühzeitig erkannt werden, andererseits gilt die Unschuldsvermutung. Die Ermittlungen dauern an. Werden wir uns an diesen permanenten Alarmzustand gewöhnen müssen? Oder finden wir Wege, die Radikalisierung junger Menschen wirksamer zu verhindern?