Die Nachricht von Israels militärischer Antwort auf den iranischen Raketenangriff im April ließ gestern die Börsen weltweit absacken. Der DAX verlor binnen Stunden mehr als 1,5 Prozent. Besonders Energiewerte gerieten unter Druck, während der Ölpreis gleichzeitig um fast drei Prozent stieg. «Die Eskalation im Nahen Osten kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt», erklärt mir ein Händler an der Frankfurter Börse, während die roten Zahlen auf den Bildschirmen aufleuchten.
Die geopolitischen Spannungen treffen auf eine Weltwirtschaft, die ohnehin mit Problemen kämpft. Die Europäische Zentralbank hat gerade erst die Zinsen gesenkt, um die schwächelnde Konjunktur zu stützen. Nun droht durch steigende Energiepreise neuer Inflationsdruck. «Wir befinden uns in einer Zwickmühle«, sagt Volkswirtin Julia Herrmann von der Landesbank Baden-Württemberg. «Höhere Ölpreise könnten die Inflation wieder anheizen, während die wirtschaftliche Aktivität gedämpft wird.»
In Düsseldorf spüre ich bei Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern die wachsende Nervosität. Viele haben die Lieferkettenprobleme der Corona-Zeit noch nicht vollständig überwunden. Eine erneute Krise im Nahen Osten mit möglichen Auswirkungen auf die Schifffahrt durch den Suezkanal könnte alte Wunden wieder aufreißen.
Die Privatanleger reagieren unterschiedlich. Während einige panikartig verkaufen, sehen andere die Kursverluste als Kaufgelegenheit. In den kommenden Tagen wird viel davon abhängen, ob die diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation Erfolg haben. Die Märkte haben bereits eingepreist, dass es bei begrenzten militärischen Aktionen bleibt. Sollte der Konflikt jedoch weiter eskalieren, dürften wir deutlich stärkere Verwerfungen erleben – mit spürbaren Folgen für Verbraucher an der Tankstelle und darüber hinaus.