Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Laut aktueller IWF-Prognose wird Deutschland 2024 das einzige G7-Land mit Nullwachstum sein. Der Internationale Währungsfonds hat seine Vorhersage für die Bundesrepublik auf magere 0,0 Prozent nach unten korrigiert – ein herber Dämpfer für Europas größte Volkswirtschaft, die noch im April mit 0,2 Prozent Wachstum rechnen durfte.
Während ich gestern durch die Düsseldorfer Königsallee lief, fielen mir die leeren Schaufenster auf – ein Bild, das die Zahlen greifbar macht. Die Gründe für Deutschlands Schwäche sind vielschichtig: strukturelle Probleme, schwache Industrieproduktion und eine zurückhaltende Verbraucherstimmung bremsen die Erholung. «Deutschland leidet unter einer toxischen Mischung aus hohen Energiekosten, alternder Bevölkerung und Investitionsstau«, erklärt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Besonders frustrierend: Andere Industrieländer erholen sich deutlich besser. Die USA dürfen mit 2,6 Prozent Wachstum rechnen, selbst Frankreich mit 0,7 Prozent. Der globale Durchschnitt liegt bei soliden 3,2 Prozent. In meinen 16 Jahren als Wirtschaftsjournalist habe ich selten eine solche Diskrepanz zwischen Deutschland und seinen Partnern gesehen.
Die schwache Prognose trifft auf eine ohnehin verunsicherte Bevölkerung. Laut aktueller Umfrage des Bankenverbands sorgen sich 70 Prozent der Deutschen um die wirtschaftliche Zukunft. «Die Stagnation ist ein Weckruf für die Politik«, betont Ifo-Präsident Clemens Fuest. Mehr dazu auf der Webseite des Ifo-Instituts.
Für uns Bürger bedeutet die Wachstumsschwäche konkret: kaum steigende Löhne, weniger Jobchancen, knappere öffentliche Kassen. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, Investitionen anzukurbeln und Strukturreformen umzusetzen. Ob die aktuelle Koalition dafür noch die Kraft hat? Die kommenden Monate werden entscheidend sein – nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt.