Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Laut aktueller Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird Deutschland 2024 das einzige große Industrieland sein, dessen Wirtschaft nicht wächst. Mit 0,0 Prozent korrigierte der IWF seine Schätzung deutlich nach unten. Noch im Januar rechneten die Experten mit einem Plus von 0,5 Prozent. Der Grund: anhaltende Probleme in der Industrie und ein zurückhaltendes Konsumverhalten.
In meinen Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern aus dem Rheinland spüre ich die Verunsicherung. «Wir fahren auf Sicht und verschieben größere Investitionen«, erklärt mir Holger Brenner, Geschäftsführer eines Maschinenbauunternehmens aus Düsseldorf. Die hohen Energiekosten belasten viele Betriebe weiterhin.
Gleichzeitig stagnieren die Reallöhne vieler Arbeitnehmer. Die Kaufkraft bleibt trotz sinkender Inflation unter Druck. Für die Weltwirtschaft ist der IWF optimistischer: Sie soll um 3,1 Prozent wachsen – stärker als Deutschland, aber schwächer als aufstrebende Volkswirtschaften wie Indien mit prognostizierten 6,8 Prozent.
Besonders die strukturellen Probleme bereiten mir Sorgen. Seit der Finanzkrise 2008 beobachte ich, wie Deutschland bei Digitalisierung und Infrastruktur zurückfällt. Die alternde Gesellschaft verschärft den Fachkräftemangel. «Deutschland braucht dringend eine wirtschaftspolitische Kraftanstrengung«, betont Marcel Fratzscher vom DIW Berlin.
Für Verbraucher bedeutet die Stagnation zunächst keine unmittelbare Krise. Doch ohne Wachstumsimpulse werden Staatseinnahmen sinken und der Spielraum für Investitionen schrumpfen. Die Frage bleibt: Kann Deutschland seine Wirtschaftskraft neu entfachen, oder wird aus der Stagnation eine dauerhafte Schwächephase?