Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Schwung. Gestern senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für Deutschland auf null Prozent Wachstum für 2024. Damit bleibt Deutschland Schlusslicht unter den großen Industrienationen. In der Eurozone wird immerhin ein Wachstum von 0,8 Prozent erwartet. Für mich als Wirtschaftsjournalist ist besonders besorgniserregend, dass wir bereits das dritte Jahr in Folge praktisch stillstehen.
«Deutschland steckt in einer strukturellen Krise«, erklärt Wirtschaftsweise Veronika Grimm im Gespräch. Die hohen Energiepreise nach dem Ukraine-Krieg haben unsere energieintensive Industrie hart getroffen. Gleichzeitig kämpfen viele Unternehmen mit Fachkräftemangel und veralteter Infrastruktur. Ein Düsseldorfer Mittelständler sagte mir letzte Woche: «Wir verschieben Investitionen, weil einfach zu viele Unsicherheiten bestehen.»
Die Gründe für die Wachstumsschwäche sind vielfältig. Die deutsche Autoindustrie verliert im globalen Wettbewerb um Elektromobilität an Boden. China, einst wichtigster Wachstumsmarkt, wird zunehmend selbst zum Konkurrenten. Zudem belasten bürokratische Hürden die Wirtschaft. Bei meinen Recherchen in Frankfurt höre ich immer wieder Klagen über langsame Genehmigungsprozesse und komplizierte Regelungen.
Für Verbraucher bedeutet die Stagnation weiterhin gedämpfte Lohnentwicklungen, während die Lebenshaltungskosten hoch bleiben. Der IWF empfiehlt Deutschland mehr Investitionen in Digitalisierung und grüne Technologien. Doch die Schuldenbremse begrenzt den finanziellen Spielraum. Die entscheidende Frage bleibt: Braucht Deutschland einen grundlegenden wirtschaftspolitischen Kurswechsel, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen?