Die nächtlichen Straßen Stuttgarts wurden am vergangenen Wochenende erneut Schauplatz jugendlicher Gewalt. Ein 14-jähriger Junge wurde am Freitagabend von einer sechsköpfigen Jugendgruppe im Stadtteil Bad Cannstatt überfallen und ausgeraubt. Die Täter im Alter zwischen 14 und 16 Jahren umzingelten ihr Opfer gegen 23:30 Uhr und forderten Bargeld.
Was mich besonders beunruhigt: Diese Art von Vorfällen häuft sich in unseren Großstädten. Die Polizei Stuttgart berichtet von einem besorgniserregenden Anstieg der Jugendkriminalität um fast 12 Prozent im letzten Jahr.
Die Gruppe bedrohte den Jungen und zwang ihn, sein Bargeld herauszugeben. Als er sich weigerte, wurde er geschlagen. «Der Druck in diesen Gruppen ist enorm. Wer mitmacht, gehört dazu», erklärt Sozialpädagogin Melanie Wegner, die in Stuttgart mit gefährdeten Jugendlichen arbeitet.
Dank schneller Reaktion von Passanten, die den Notruf wählten, konnte die Polizei fünf der sechs Täter noch in Tatortnähe festnehmen. Sie wurden nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen ihren Erziehungsberechtigten übergeben.
Als ich vor drei Jahren über ähnliche Fälle in Baden-Württemberg berichtete, waren die Täter oft älter. Heute werden sie immer jünger. Manche der Jugendlichen, mit denen ich sprach, suchen Anerkennung und ein Gefühl von Macht, das sie im Alltag vermissen.
Die Polizei verstärkt nun ihre Präsenz an bekannten Treffpunkten Jugendlicher. Doch Experten sind sich einig: Repression allein reicht nicht aus. «Wir brauchen mehr niedrigschwellige Angebote für Jugendliche», fordert Wegner. Der Fall zeigt: Unsere Gesellschaft muss neue Antworten finden – bevor die nächste Generation in die falsche Richtung abdriftet.