Die Tore der JVA Dortmund öffnen sich selten für Außenstehende. Doch für die 19-jährige Isabelle Lymers sind sie der tägliche Arbeitsweg. Als Auszubildende zur Justizvollzugsbeamtin durchläuft sie seit August 2023 ihre zweijährige Ausbildung zwischen Gittern, Zellen und Menschen, die hier ihre Strafe verbüßen. «Am Anfang hatte ich schon ein mulmiges Gefühl», gesteht sie im Gespräch.
Hinter den massiven Mauern der JVA Dortmund sitzen über 600 Gefangene ein – vom Kleinkriminellen bis zum Mörder. Isabelle lernt, wie man mit den Insassen umgeht, Zellen kontrolliert und für Sicherheit sorgt. «Die wichtigste Lektion war, eine professionelle Distanz zu wahren», erklärt die junge Frau. Ihr Alltag besteht aus strengen Routinen: Morgenappell, Arbeitsbegleitung der Gefangenen, Hofgänge beaufsichtigen.
Die Herausforderungen sind vielfältig. «Manchmal ist es psychisch belastend», gibt Isabelle zu. Besonders wenn sie mit schweren Schicksalen konfrontiert wird oder in Konfliktsituationen gerät. Der erfahrene Vollzugsbeamte Thomas Werner, ihr Ausbilder, ergänzt: «Wir müssen jederzeit wachsam sein, aber gleichzeitig menschlich bleiben.»
Was mich bei meinem Besuch in der JVA überrascht: Die Atmosphäre ist weniger bedrohlich als erwartet. Vielmehr prägen klare Regeln und Respekt den Umgang. In der Ausbildung wird großer Wert auf Deeskalationstechniken gelegt.
Für Isabelle war der Berufswunsch keine Zufallsentscheidung. «Ich wollte einen Job mit Verantwortung, der nie langweilig wird.» Dass sie täglich dazu beiträgt, die Gesellschaft zu schützen und gleichzeitig Menschen auf dem Weg zurück ins Leben zu begleiten, gibt ihrer Arbeit Sinn. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet hinter Gefängnismauern so viel über Menschlichkeit zu lernen ist?