Als ich heute Morgen am Bahnsteig der U2 stand, war die Stimmung gereizt. Pendler schauten nervös auf ihre Uhren, während die Anzeigetafel nur «Störung» vermeldete. Ein Kabeldiebstahl zwischen den U-Bahnhöfen Gleisdreieck und Potsdamer Platz hat den Verkehr auf der U-Bahnlinie 2 in Berlin seit den frühen Morgenstunden lahmgelegt. Laut BVG-Sprecher wurde der Diebstahl gegen 4 Uhr entdeckt, als Techniker ungewöhnliche Signalausfälle registrierten.
Die U2, eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen Berlins, kann derzeit nur abschnittsweise fahren. Zwischen Pankow und Senefelderplatz sowie zwischen Gleisdreieck und Ruhleben verkehren die Züge, doch die zentrale Strecke bleibt unterbrochen. Über 200.000 Fahrgäste nutzen die Linie täglich – viele mussten heute auf Ersatzbusse ausweichen, die jedoch schnell überfüllt waren.
«Dies ist bereits der fünfte Kabeldiebstahl in diesem Jahr», erklärt Verkehrssenatorin Schreiner beim Ortstermin. «Die Täter haben es auf die wertvollen Kupferkabel abgesehen, deren Marktwert aktuell bei etwa 8 Euro pro Kilogramm liegt.»
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Berichterstatterin habe ich beobachtet, wie diese Form der Kriminalität mit steigenden Rohstoffpreisen zunimmt. Besonders in wirtschaftlich angespannten Zeiten häufen sich solche Vorfälle, während die Sicherheitsmaßnahmen oft hinterherhinken.
Die Reparaturarbeiten laufen auf Hochtouren. «Wir rechnen mit einer Wiederaufnahme des regulären Betriebs erst am späten Nachmittag», so der BVG-Sprecher. Die Polizei hat derweil Ermittlungen aufgenommen, aber die Aufklärungsquote bei solchen Delikten liegt unter 30 Prozent.
Der heutige Vorfall zeigt einmal mehr, wie verletzlich unsere Infrastruktur ist. Während Politiker mehr Überwachung fordern, bleibt die Frage: Lässt sich ein offenes Verkehrssystem überhaupt lückenlos schützen, ohne seinen Charakter zu verlieren?