Die Karnevalssaison hat in Köln heute mit einem bunten Spektakel begonnen. Um 11:11 Uhr brach auf dem Heumarkt und an zahlreichen anderen Hotspots der Stadt der traditionelle Ausnahmezustand aus. Tausende Jecken in farbenfrohen Kostümen feierten den Start in die «fünfte Jahreszeit». Nach Angaben der Kölner Polizei strömten bereits seit den frühen Morgenstunden deutlich mehr Besucher in die Altstadt als im Vorjahr.
Auf dem Heumarkt, wo das offizielle Bühnenprogramm stattfand, war der Andrang besonders groß. Schon zwei Stunden vor dem offiziellen Beginn war der Platz komplett gefüllt. «Die Stimmung ist einfach unbeschreiblich. Nach monatelanger Vorbereitung erleben wir heute die pure Freude der Menschen», erklärte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval.
Die Kostümvielfalt war beeindruckend: Von klassischen Clowns über aufwendig geschminkte Fabelwesen bis hin zu aktuellen Politmotiven war alles vertreten. Besonders beliebt waren dieses Jahr Gruppenkostüme mit Umweltthemen. Eine Gruppe junger Frauen aus Ehrenfeld hatte sich als «Klimafeen» verkleidet und verteilte symbolische Samenkugeln. «Wir wollen auch im Karneval ein Zeichen setzen», erklärte Teilnehmerin Sarah Müller.
Auch in den Kneipen der Altstadt drängten sich die Feiernden. In der Brauerei «Früh am Dom» musste zeitweise der Einlass gestoppt werden. Die Wirte hatten sich mit Extra-Personal auf den Ansturm vorbereitet. Der Kölsch-Konsum liegt nach ersten Schätzungen rund 20 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Am Zülpicher Viertel, dem Hotspot für jüngere Karnevalisten, setzte die Stadt ihr neues Sicherheitskonzept um. Erstmals wurden hier feste Einlasskontrollen durchgeführt. «Wir haben aus den Überfüllungen der Vorjahre gelernt», so Ordnungsamtsleiter Wolfgang Büscher. «Unser Ziel ist ein sicherer, aber trotzdem ausgelassener Karneval für alle.»
Für mich als gebürtige Hamburgerin bleibt der Kölner Karneval ein faszinierendes Phänomen. Nirgendwo sonst erlebt man diese Mischung aus Tradition, Ausgelassenheit und gesellschaftlicher Relevanz. Jecke jeden Alters feiern gemeinsam – eine Volksverbundenheit, die in unserer oft gespaltenen Gesellschaft selten geworden ist.
Der 11.11. ist nur der Auftakt. Die eigentliche Session geht bis Aschermittwoch. Dann werden wieder hunderttausende Besucher aus aller Welt zum Rosenmontagszug erwartet. Bis dahin heißt es in Köln: «Kölle Alaaf!» Und selbst die größten Karnevalsmuffel können sich dem Charme dieser rheinischen Tradition kaum entziehen.