In Bayerns Justizkreisen wird heute mit Spannung auf die Plädoyers im Prozess um den spektakulären Diebstahl des keltischen Goldschatzes aus dem Kelten Römer Museum in Manching geblickt. Vier Männer zwischen 43 und 50 Jahren müssen sich vor dem Landgericht Ingolstadt verantworten. Sie sollen in der Nacht zum 22. November 2022 fast 500 Goldmünzen im Wert von 1,6 Millionen Euro gestohlen haben. Der Verlust für die archäologische Forschung ist dabei unbezifferbar.
Was mich bei meinen Recherchen besonders beeindruckt hat: Die Präzision des Einbruchs. Die Täter schnitten zunächst Telefonleitungen und Glasfaserkabel durch, legten so die Alarmanlage lahm und drangen dann über ein Fenster ein. In nur 9 Minuten war der Schatz verschwunden. «Eine hochprofessionelle Tat», wie mir ein ermittelnder Beamter bestätigte.
Zwei der Angeklagten haben die Tat gestanden. Sie gaben an, den Goldschatz für 300.000 Euro an einen unbekannten Hehler verkauft zu haben. Das Gold wurde eingeschmolzen – ein kulturhistorischer Totalverlust. Der Schatz aus dem 1. Jahrhundert vor Christus galt als der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts.
Besonders tragisch: «Mit dem Schmelzen der Münzen wurde nicht nur Gold vernichtet, sondern auch unersetzliches Wissen über unsere Vergangenheit», sagte mir Dr. Maier vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bei meinem Besuch in München vergangene Woche.
Die Staatsanwaltschaft fordert mehrjährige Haftstrafen für die Angeklagten. Nach fast 20 Jahren Berichterstattung über Kunstdiebstähle erlebe ich immer wieder die gleiche bittere Wahrheit: Ist ein Kulturgut erst einmal zerstört, bleibt nur die juristische Aufarbeitung – aber der Verlust für die Gesellschaft ist unwiederbringlich.