In der Landeshauptstadt Düsseldorf greifen jetzt die Kleinsten nach großer Verantwortung: Grundschulkinder aus dem Stadtteil Gerresheim werden zu Verkehrslotsen ausgebildet. Die Aktion ist Teil einer stadtweiten Initiative zur Verbesserung der Verkehrssicherheit an Schulwegen. Laut Polizeipräsidium Düsseldorf ereigneten sich im vergangenen Jahr 49 Unfälle mit Kindern im Grundschulalter – eine Zahl, die den Handlungsbedarf deutlich macht.
Die Drittklässler der Katholischen Grundschule Unter den Eichen lernen seit dieser Woche, wie man Mitschüler sicher über die Straße lotst. Mit leuchtend gelben Westen und Kellen ausgestattet, stehen sie morgens an der vielbefahrenen Kreuzung vor ihrer Schule. Unter Aufsicht von Polizeihauptkommissar Michael Neumann üben sie das richtige Handzeichen und den aufmerksamen Blick.
«Kinder haben einen besonderen Zugang zu Gleichaltrigen», erklärt Verkehrsdezernent Jochen Kral. «Sie werden eher gehört als Erwachsene.» Die Idee stammt ursprünglich aus den 1970er Jahren und erlebt nun in Düsseldorf eine Renaissance.
Was mich bei meinem Besuch vor Ort besonders beeindruckt: Die Ernsthaftigkeit, mit der die Achtjährigen ihre Aufgabe angehen. «Ich will, dass alle meine Freunde sicher in die Schule kommen», sagt die kleine Emma mit fester Stimme, während sie konzentriert den Verkehr beobachtet.
Eltern reagieren überwiegend positiv. «Mein Kind nimmt die Verkehrsregeln jetzt viel bewusster wahr», berichtet Mutter Sabine Müller. Doch es gibt auch kritische Stimmen: «Kinder sollten nicht die Aufgaben von Erwachsenen übernehmen müssen», findet Anwohner Peter Schmidt.
Die Stadt plant, das Projekt auf weitere Grundschulen auszuweiten. Ob Kinderlotsen tatsächlich die Unfallzahlen senken können, wird eine begleitende Studie der Hochschule Düsseldorf untersuchen. In einer Zeit, in der immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, könnte diese Initiative wieder mehr Selbstständigkeit fördern. Manchmal braucht es eben Kinder, um uns Erwachsenen den richtigen Weg zu zeigen.