Die Stimmung schaukelt sich hoch in München, wo die CSD-Parade am 22. Juni auf ein gleichzeitig stattfindendes christliches Großevent trifft. Mehr als 450.000 Menschen werden beim Christopher Street Day erwartet, während parallel dazu rund 15.000 evangelikale Christen zum «Move»-Festival in der Olympiahalle zusammenkommen. Der Veranstalter, das «Gebetshaus München», gilt als konservativ und lehnt Homosexualität teils offen ab.
Es brodelt spürbar in der LGBTQ+-Community. «Das ist keine zufällige Terminkollision, sondern eine bewusste Provokation», sagt Thomas Niederbühl vom CSD-Vorstand. Die queere Community sieht darin einen gezielten Affront, zumal das Festival ausgerechnet im Pride Month stattfindet. Der CSD München wird in diesem Jahr sein 45-jähriges Jubiläum feiern.
Die Veranstalter des «Move»-Festivals weisen die Vorwürfe zurück. «Wir haben den Termin bereits vor 18 Monaten gebucht, als der CSD-Termin noch nicht feststand», erklärt Johannes Hartl, Leiter des Gebetshauses. Es gehe ihnen nicht um Konfrontation. Dennoch: In der Vergangenheit fielen Vertreter der Organisation durch queerfeindliche Äußerungen auf.
Die Stadtpolitik bemüht sich um Entspannung. «München ist groß genug für verschiedene Veranstaltungen», betont Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er wird wie in den Vorjahren die CSD-Parade anführen. Die Stadt hat zudem die Polizeipräsenz in der Innenstadt verstärkt, um mögliche Konfrontationen zu verhindern.
Als Journalistin, die seit Jahren über beide Seiten berichtet, spüre ich die wachsende Polarisierung. Was in meinen Anfangsjahren in Baden-Württemberg noch sachlich diskutiert wurde, wird heute emotional aufgeladen. Am Ende steht die Frage: Wie können wir in einer vielfältigen Gesellschaft respektvoll miteinander umgehen, ohne grundlegende Werte wie die Gleichberechtigung aller Menschen aufzugeben?
Mehr Informationen zum CSD-Programm finden Interessierte auf der offiziellen Website der Veranstaltung.