Die Software sollte Familien in Berlin entlasten, doch seit Monaten sorgt sie für Frust. Hunderte Eltern warten auf ihre Kita-Gutscheine, manche bereits seit Anfang des Jahres. Diese elektronischen Berechtigungsnachweise sind in Berlin zwingend nötig, damit Kinder einen Betreuungsplatz bekommen und Kitas die Finanzierung erhalten. Nach Angaben der Bildungsverwaltung stecken derzeit über 1.200 Anträge im Rückstand.
Besonders problematisch: Viele Kitas nehmen Kinder ohne gültigen Gutschein gar nicht erst auf. «Wir können es uns finanziell nicht leisten, Kinder ohne Gutschein zu betreuen», erklärt Sandra Winkler, Leiterin einer Kreuzberger Kita. Die fehlenden Zahlungen bringen kleine Einrichtungen an den Rand ihrer Existenz. Gleichzeitig stehen Eltern vor dem Dilemma, entweder länger zu Hause zu bleiben oder private Betreuungslösungen zu finden.
Bei einem Besuch im Neuköllner Familienbüro vergangene Woche war die Frustration greifbar. «Ich warte seit März auf den Gutschein und muss nächste Woche wieder arbeiten», berichtet eine alleinerziehende Mutter. Die Sachbearbeiter wirken überlastet, viele Termine werden kurzfristig abgesagt.
Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) räumte Probleme mit dem neuen IT-System ein. «Die Umstellung ist komplexer als gedacht», sagte sie im Abgeordnetenhaus. Zusätzliches Personal soll nun den Antragsstau abarbeiten. Für Notfälle wurde eine Hotline eingerichtet.
Doch die Krise offenbart ein tieferes Problem: Berlin hat zu wenig Kita-Plätze und gleichzeitig ein bürokratisches System, das selbst vorhandene Kapazitäten blockiert. Bleibt zu hoffen, dass die angekündigten Maßnahmen greifen – für die betroffenen Familien kommt jede Lösung jedoch schon zu spät.